Das pflanzenähnliche Insekt gehört zu den Fangheuschrecken und hat ihren Ursprung in Afrika. Mittlerweile ist die Gottesanbeterin aber auch in Asien, Nordamerika und Europa vertreten und hat den Weg sogar bis in die Schweiz gefunden. Matthias Borer, Kurator Biowissenschaften, erklärt gegenüber ArgoviaToday, was es mit dem Krabbeltier auf sich hat und ob das Tier auch im Aargau zu finden ist.
Natürliche Ausbreitung
Im Gegensatz zur Nosferatu-Spinne sind hier nicht die Transportwege und Globalisierung für die Verbreitung der Gottesanbeterin in der Schweiz verantwortlich. «Es war eine natürliche Ausbreitung und ist nicht durch den Menschen verursacht. Denn die Gottesanbeterin ist mobil», erklärt Borer. Die Krabbeltiere können fliegen und haben ihren Weg in die Schweiz schon vor vielen Jahren gefunden. «Die erste Fundmeldung aus der Schweiz stammt bereits aus dem 19. Jahrhundert», sagt er weiter. Gerade weil die Gottesanbeterin bereits so lange in der Schweiz existiert, wird sie als einheimische Tierart angesehen und nicht als invasive.
Überlebenschance in der Schweiz
Weltweit gibt es rund 2600 Arten, in der Schweiz ist allerdings bislang nur eine einzige verbreitet, die sogenannte Mantis religiosa, aber sie ist nicht überall in der Schweiz anzutreffen. «Sie sind sehr wärmeliebende Tiere und sind an Orte, an denen der Winter relativ mild ist», erklärt der Experte. Seit dem Jahr 2000 gibt es auch einige Fundmeldungen aus dem Aargau. Vorher war die Gottesanbeterin vor allem im Tessin, Wallis und Genf verbreitet, inklusive Einzelfunde am Jurasüdfuss und in der Region Basel. «Es wird stark davon ausgegangen, dass es mit der Klimaerwärmung zu tun hat, dass die Art nun auch in der nördlichen Schweiz weiter verbreitet ist», so Borer.
In der Insektenwelt gibt es neben der Gottesanbeterin noch viele weitere kuriose Tiere. Der Fotograf Bähram Alagheband hält die eindrucksvolle Insektenwelt mit seiner Kamera fest.
Quelle: ArgoviaToday/Michelle Brunner
Gewinn für die Artenvielfalt
Das Tier ist eher ein Gewinn für die Artenvielfalt und keine Plage. «Sie hat ihre ökologische Nische und ist in einem funktionierenden System. Es ist nichts, dass aus dem Gleichgewicht gerät», hält Borer fest. Für die Pflanzenwelt ist sie ebenfalls unproblematisch. Das Tier frisst nämlich vor allem Heuschrecken und andere Insekten – oder gar die eigenen Artgenossen. Die Gottesanbeterin hat einen Hang zum Kannibalismus. Das Weibchen frisst nicht selten nach dem Akt das Männchen und die Jungtiere fressen sich teilweise gegenseitig auf. Doch nicht nur der Kannibalismus ist Grund, weshalb von den 80 - 150 Eier nur zwei Jungtiere überleben. Auch Wetter- und Temperaturbedingungen oder eben andere räuberische Tiere sind ebenfalls wichtige Faktoren.
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