Unterkulm

Hitzige Diskussion: Wie soll man künftig mit dem Wolf umgehen?

07.02.2023, 22:04 Uhr
· Online seit 07.02.2023, 20:51 Uhr
Der Wolfriss vor wenigen Tagen im Aargau hat für Verunsicherung gesorgt. Ein Wolf riss in Unterkulm ein Schaf. In den letzten Jahren hatte das Tier in der Region immer mal wieder zugebissen.
Ramona Gyr

Quelle: ArgoviaToday/Michelle Brunner

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Am 26. Januar hat ein Wolf in Unterkulm ein Schaf gerissen – und damit die Wolfsdebatte im Aargau wieder lanciert. Marcel Frei war im Frühling 2022 selbst von einem Schafsriss betroffen. 26 Tiere hat er verloren: «Innerhalb einer halben Stunde hat der Wolf den ganzen Nachwuchs gerissen. Drei Tiere mussten wir sogar unter polizeilicher Aufsicht erschiessen, um sie von ihren Leiden zu erlösen.» Vom neuerlichen Riss im Kanton habe er von einem Berufskollegen erfahren.

«Solche Risse gibt es bei zu wenig Schutz»

Matthias Betsche kann die Sorgen der Bauern nach dem neuerlichen Riss verstehen. Gleichzeitig ist es für den Tierschützer aber auch erfreulich, dass es Tierarten wie der Wolf wieder zurückschaffen. Und er stellt klar: «Solche Risse gibt es bei zu wenig Schutz.»

Diesen Angriff lässt Frei nicht auf sich sitzen. Seine gerissenen Schafe seien in einem herdenschutzkonformen Zaun gewesen, der 105 Zentimeter hoch war. Der Wolf habe 8000 Volt starke Stromschläge abgekriegt, was ihn dennoch nicht am Eindringen gehindert habe. «Es ist eine Illusion, dass Herdentiere mit einem solchen Zaun geschützt werden können.» Er sei aktuell fast Tag und Nacht bei den Tieren, um nach ihnen zu sehen. Dort, wo er Schutzhunde hat, sei alles in Ordnung, ein Zaun würde aber nichts bringen.

Schafe wären sowieso im Schlachthof gelandet

Betsche fordert, dass von beiden Seiten keine Romantisierung stattfindet. Die Schafe wären so oder so im Schlachthof gelandet, gibt er zu bedenken. Frei kontert: «Dort leiden sie aber weniger.» Er ist der Meinung, dass es die Tierschützer 2019 verpasst haben, bei der Wolfsregulation mitzuhelfen. Denn laut den Zahlen des Bundes ist die Anzahl Wölfe in den letzten zwei Jahren von 13 auf 180 Tiere gewachsen.

Frei unterstellt Betsche, dass Tierschützer die Wölfe für Spenden missbrauchten. Dies weist Betsche vehement zurück und betont stattdessen, dass er nicht noch einmal so einen Machtkampf wie bei der Revision des Jagdgesetzes wolle.

Einig werden sich die beiden nicht. Während für Frei die Menge an gerissenen Tieren der entscheidende Faktor ist, findet Betsche das Verhalten des Wolfes viel wichtiger. Und während die Revision des Jagdgesetzes für Betsche ein Kompromiss darstellt, findet Frei, dass diese ganze Thematik auf den Buckeln der Bauern ausgetragen wird.

Quelle: TeleM1

(Aargauer Zeitung/rag)

veröffentlicht: 7. Februar 2023 20:51
aktualisiert: 7. Februar 2023 22:04
Quelle: ArgoviaToday

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