Fahren statt fliegen

Immer mehr Sonnenhungrige reisen mit dem Car in die Badeferien

· Online seit 05.07.2022, 06:00 Uhr
Wegen Personalmangels haben Airlines wie Swiss, Lufthansa, British Airways oder Easyjet für das Sommergeschäft hunderte Flüge gestrichen. Carunternehmen mit Badeferien im Angebot freut's: Sie werden mit Buchungen überhäuft.
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Der 7-jährige Janosch und die 11-jährige Mia haben sich schon seit Ostern wie verrückt auf den Sommer gefreut. Schliesslich haben ihnen Mama und Papa versprochen, nach Spanien in die Ferien zu fliegen. Im warmen Mittelmeer planschen und am Strand Sandburgen bauen – genau das richtige Erholungsprogramm nach den strengen Schulwochen.

Kurz vor den Ferien wird die Vorfreude der beiden Kids jäh getrübt. Ihre Eltern legen neue Informationen auf den Tisch: Adria statt Costa Blanca, lange Carreise statt kurze Flugreise. Der Grund: Die gewählte Airline streicht Flüge en Masse, weil zu wenig Bordpersonal zur Verfügung steht. Dieser fiktive Fall einer Familie ist für andere bittere Realität. Von Planungssicherheit keine Spur mehr, erst recht nicht für eine 4-köpfige Familie.

«Das gabs noch nie»

Des einen Leid, des anderen Freud: Während die Fluggesellschaften mit Personalmangel und den daraus resultierenden Flugstreichungen zu kämpfen haben, stöhnen einzelne Carunternehmen höchstens wegen der aussergewöhnlichen Flut von Buchungen. «Wir spüren die Entwicklung im Flugbereich sehr stark», sagt Daniel Dicke, Chef Pauschalreisen beim Aargauer Buseise-Spezialisten Eurobus. Sein Team nehme jeden Tag Buchungen von Leuten entgegen, die ihre Reise explizit wegen drohender Flugannullationen oder -verschiebungen von der Luft auf den Boden verlegen.

«Bei uns läufts gut», freut sich Daniel Dicke. Normalerweise seien die Flugreiseanbieter die stärksten Mitbewerber, gerade im Bereich Badeferien. «Aber eine solche Verschiebung von Flugreisen zu Carreisen? Das gabs noch nie.» Es habe zwar schon vor der Corona-Pandemie einen leichten Trend hin zum Cargeschäft gegeben. Vor allem Flugscham und die ganze Co2-Thematik seien bisher hilfreich gewesen, so Dicke.

Schadenfreude ist nicht angesagt

Für die Windischer Eurobus AG und andere Anbieter von Badeferien-Fahrten dürfte der Sommer 2022 als sehr erfreulich in die Geschichte eingehen. Jubeln über die komplizierten Umstände in der Luftfahrt will Daniel Dicke jedoch nicht. «Unter dem Strich sind wir alle im Tourismus tätig und wir wünschen den Kolleginnen und Kollegen im Flugbetrieb, dass es in Zukunft wieder aufwärts geht.» Kurzfristig dürfte das allerdings noch nicht der Fall sein. Die Airlines haben schon bis in den Herbst hinein ihr Flugangebot zusammengestrichen.

Von den unerfreulichen Umständen in der Flugbranche profitieren übrigens nicht alle Carunternehmen. ArgoviaToday hat bei mehreren weiteren kleinen und grösseren Aargauer Betrieben nachgefragt. Es stellte sich heraus, dass nur dort ein zusätzlicher Boost stattfindet, wo Badeferien angeboten werden.

veröffentlicht: 5. Juli 2022 06:00
aktualisiert: 5. Juli 2022 06:00
Quelle: ArgoviaToday

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