Für den Rückgang der Impfung wird vor allem Corona verantwortlich gemacht. Das Aargauer Gesundheitsdepartement gab auf Anfrage von ArgoviaToday bekannt, dass wahrscheinlich der Unterbruch der Impftätigkeit der Lungenliga zu rückläufigen Zahlen geführt hat. Denn aufgrund des Lockdowns konnten sie keine Impfungen an den Schulen durchführen. Auch der Lenzburger Frauenarzt Waldemar Schmidt ist überzeugt, dass Corona dazu beigetragen hat: «Ich denke, dass die Leute aufgrund der Pandemie Arztbesuche vermieden haben.» Allerdings sei es wissenschaftlich nicht nachgewiesen, dass die Covid-Impfung einen negativen Einfluss auf andere Impfungen habe und deshalb weniger Impfungen verabreicht wurden, so Schmidt weiter.
Wenn sich die Mädchen bereits vor dem ersten Geschlechtsverkehr gegen Gebärmutterhalskrebs impfen lassen, kann das Erkrankungsrisiko deutlich minimiert werden. Die WHO hat sich aus diesem Grund das Ziel gesetzt, bis im Jahr 2030 rund 90 Prozent aller Mädchen gegen das sogenannte Papillomavirus (HPV) geimpft zu haben.
Rückgang zeigte sich auch im Aargau
Das Problem: Etwa 80 Länder, in denen zwei Drittel aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs auftauchen, haben noch keinen Zugang zum Impfstoff. Deswegen sterben jährlich mehr als 300'000 Frauen daran. Ein Grossteil der Verstorbenen kommt aus Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen.
Auch im Aargau ist eine rückläufige Impf-Entwicklung festzustellen. Wie das Aargauer Gesundheitsdepartement auf Anfrage mitteilte, wurden im letzten Jahr 9'507 Impfungen verabreicht, während im Jahr 2019 noch 10'360 Dosen gespritzt wurden. Das entspricht einem Rückgang von rund acht Prozent. Mit dem weltweiten Aktionstag am 17. November soll auf Gebärmutterhalskrebs aufmerksam gemacht werden. Unter anderem werden rund 100 Bauwerke und Stätten in der Farbe Petrol beleuchtet.
Jungs können auch Massnahmen ergreifen
Um dieser rückläufigen Impf-Entwicklung entgegenzuwirken, sollen die Mädchen für die Problematik sensibilisiert werden. Unter anderem sollen sie lernen, dass die frühzeitige Impfung und regelmässige Besuche beim Frauenarzt sinnvoll seien.
Aber nicht nur die Frauen sollen präventiv Massnahmen ergreifen. Die Männer können sich ebenfalls dagegen impfen lassen, wie der Aargauer Gynäkologe Schmidt gegenüber ArgoviaToday erklärte. Damit wird die Gefahr reduziert, dass sie nach dem Sexualkontakt mit einer infizierten Frau das Virus an eine weitere Partnerin weitergeben.
(rce)