Die Pilzsaison ist in vollem Gange, doch ausgerechnet jetzt fehlt das lebenswichtige Gegengift gegen den hochgiftigen Knollenblätterpilz. Ohne eine adäquate Behandlung kann der Verzehr dieses Pilzes tödlich enden. «In der jetzigen Situation gilt es, Pilzvergiftungen unbedingt zu vermeiden», warnt die Stiftung Tox Info Suisse, die offizielle schweizerische Informationsstelle für Vergiftungen. Sammler sollten ihre Funde vor dem Verzehr unbedingt von einer Pilzkontrollstelle prüfen lassen.
Der Knollenblätterpilz tritt in verschiedenen Varianten auf: dem gelben, grünen, weissen und kegelhütigen Pilz, wie der Brittnauer Pilzkontrolleur Alfred Murat erklärt. Alle haben eine Knolle und einen charakteristischen Ring unter dem Hut. Besonders tückisch ist die schneeweisse Unterseite des Hutes, die eine Verwechslung mit essbaren Pilzen leicht macht.
Das Schweizerische Giftinformationszentrum meldet, dass das Gegengift aktuell fast vollständig aufgebraucht ist, und Nachschub sowohl im Inland als auch im Ausland nicht verfügbar ist. Zwar gebe es noch einige Dosen, jedoch nur in begrenzter Menge. «Alternative Behandlungsmethoden sind beschränkt», betont Cornelia Reichert, leitende Ärztin von Tox Info Suisse. Pilzvergiftungen könnten ohne das spezifische Gegengift nur noch intensivmedizinisch behandelt werden, doch eine wirklich gute Alternative gebe es nicht. «Dann hat man entweder Glück oder Pech», so Reichert.
Tägliche Anfragen bei Tox Info Suisse
Wie jedes Jahr erhält Tox Info Suisse gerade jetzt vermehrt Anfragen zu möglichen Pilzvergiftungen, sowohl von Laien als auch von medizinischen Fachpersonen. Besonders häufig sorgen sich Anrufer wegen des Knollenblätterpilzes. Im Jahr 2023 wurden bei Tox Info Suisse 98 Pilzvergiftungen gemeldet, im Vorjahr waren es 91. Dabei kam es zu einer schweren Vergiftung bei einem Erwachsenen und nur in einem Fall war der Knollenblätterpilz der Auslöser. Trotz der relativ niedrigen Zahlen rät Tox Info Suisse dringend zur Vorsicht, da eine Knollenblätterpilzvergiftung schwerwiegende Folgen haben kann.
Pilzkontrollen schützen
Den Knollenblätterpilz von essbaren Pilzen zu unterscheiden, sei gar nicht so einfach, sagt Pilzkontrolleur Alfred Murat zu Tele M1. Sogar erfahrene Sammler verwechseln ihn immer wieder. «Manchmal landen solche Pilze bei uns auf dem Tisch, auch von Leuten, die meinen, sie kennen sich gut aus», berichtet er. Das zeigt, wie wichtig es ist, selbst gesammelte Pilze professionell überprüfen zu lassen.
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Im Kanton Aargau gibt es rund 30 Pilzkontrollstellen, wo die Überprüfung in der Regel kostenlos ist. Wer seine Pilze vor dem Verzehr kontrollieren lässt, hilft, unnötige Vergiftungen zu vermeiden – und in der jetzigen Situation möglicherweise Leben zu retten.
Die Lieferengpässe für das Gegengift sollen noch bis Mitte November andauern. Warum es keinen Nachschub gibt, bleibt unklar, der Lieferant auf Anfragen von Tele M1 bisher nicht reagiert.