Fischbestand

Immer mehr Welse und ein Verdacht – frisst der Raubfisch im Hallwilersee auch kleine Schwäne?

· Online seit 14.12.2022, 09:53 Uhr
Rund um den Hallwilersee gibt es kaum noch Jungschwäne. Welse gibt es dagegen immer mehr. Das könnte einen Zusammenhang haben, befürchtet der Sportfischerverein.
Anzeige

Mittlerweile fühlt er sich in Aargauer Gewässern richtig wohl. Auch im Hallwilersee hat sich der Wels, der grösste Süsswasserfisch Europas, breit gemacht. Und breit gemacht kann man hier wörtlich nehmen: Bei einer Maximallänge von etwa zwei Metern bringt er gut und gerne 50 bis 80 Kilogramm auf die Waage.

Wie der Wels in den Hallwilersee kam, ist unklar. Für andere Tiere könnte seine Vermehrung aber zum Problem werden, wie das SRF-Regionaljournal berichtet. Denn der Raubfisch ernährt sich nicht nur von Schnecken und Fischen, sondern auch von am Wasser lebenden Vögeln.

«So ein kleiner Schwan, der hinter seiner Mutter her schwimmt», sagt Martin Fischer, Geschäftsführer vom Sportfischerverein Hallwilersee, zum SRF, «das spritzt einmal und dann hat der Wels ihn gefressen.» Auch Haubentaucher oder Blässhühner würden auf dem Speiseplan stehen.

Kaum mehr Jungschwänge am See

Anders als früher, als es auch mal zu viele Schwäne gab, hat sich die Schwanenpopulation am Hallwilersee in den letzten Jahren nicht vergrössert. Es gebe zwar schon Jungschwäne, heisst es beim Fischerverein, diese seien aber nicht mehr da. Aktuell gebe es noch einen Jungschwan vom letzten Jahr.

Welse gibt es dagegen immer mehr, so Martin Fischer. Er selbst habe auch schon welche aus dem See gezogen. Und werde der Wels nicht befischt, wird er irgendwann überhandnehmen.

Während in den Vorjahren jeweils zwischen 70 bis 80 Welse aus dem Hallwilersee gefischt wurden, waren es im Jahr 2021 nur 43 Exemplare. Das entspricht 2 Prozent aller aus dem See entnommenen Fische. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum lag der Anteil der Welse, die aus Rhein und Limmat gefischt wurden, bei 8 Prozent, in Aare und Reuss bei 11 bzw. 12 Prozent.

Kein Einschreiten der Behörden

Der Kanton sieht derzeit keinen Handlungsbedarf, wie Erwin Osterwalder von der Abteilung Jagd und Fischerei dem SRF erklärt. Die Population habe sicher zugenommen. Der Wels sei mittlerweile in vielen Gewässern im Mittelland heimisch, weil er gut auch mit wärmeren Wassertemperaturen zurechtkomme. Er sei zwar ein Raubfisch, aber ob er wirklich gezielt junge Schwäne fresse, könne man nicht sagen, so Osterwalder. «Das muss dann ein wirklich junges Tier sein, ein frisch geschlüpftes.»

Der natürliche Feind des Welses ist neben dem Menschen einzig der Hecht. Dieser Raubfisch frisst auch junge Welse und wird daher von Berufsfischern gezüchtet und im Hallwilersee ausgesetzt. Welche Auswirkungen das auf die Anzahl der Welse und Schwäne im Hallwilersee hat, wird sich zeigen.

(phh/Aargauer Zeitung)

veröffentlicht: 14. Dezember 2022 09:53
aktualisiert: 14. Dezember 2022 09:53
Quelle: Aargauer Zeitung

Anzeige
Anzeige
argoviatoday@chmedia.ch