Erfolge und Misserfolge

«Machen sich gegenseitig Mut»: Aargauer Coach bereitet Schweizer Delegation auf Special Olympics vor

27.01.2023, 17:27 Uhr
· Online seit 23.01.2023, 05:48 Uhr
Die Schweiz reist mit einer 60-köpfigen Delegation nach Bad Tölz zu den Special Olympics, wo sich Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung in verschiedenen Sportdisziplinen miteinander messen. Immer dabei: Ihr Coach Karl Schmidt. Der Aargauer über die Vorbereitungen, seine Aufgaben und darüber, was ihm die Arbeit im Behindertensport zurückgibt.
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Erst wegen Corona, dann wegen dem Krieg: Mehrmals wurden die World Games der Special Olympics in Russland verschoben, bis sie schlussendlich ganz abgesagt wurden. Für die Mitglieder des Team Switzerland – Sportler und Sportlerinnen mit geistiger Beeinträchtigung – war es nicht einfach, sich auf diese Veränderungen einzustellen, sich immer wieder neu vorzubereiten, ohne das im Training Gelernte umsetzen zu können. «Die Vorbereitungen auf den internationalen Wettkampf in Russland liefen über mehrere Jahre. Die Vorfreude war bei allen gross und die Enttäuschung über die endgültige Absage dementsprechend umso grösser», sagt Karl Schmidt aus Bremgarten, Coach der Schweizer Delegation.

Eine gute Nachricht auf die Hiobsbotschaft

Umso erfreulicher, dass nach der Hiobsbotschaft aus Russland eine erfreuliche Nachricht folgte: Statt nach Russland kann die Schweiz nun vom 23. bis zum 26. Januar mit einer 60-köpfigen Delegation nach Bad Tölz an die Bayrischen Winterspiele reisen. So können die Athleten und Athletinnen ihr Können doch noch auf internationalem Terrain unter Beweis stellen. Während drei Tagen – Mittwoch, Donnerstag und Freitag – misst sich das Schweizer Team mit der internationalen Konkurrenz. Die Disziplinen: Eiskunstlauf, Floorball, Klettern, Schneeschuhlaufen, Short track, Ski Alpin, Ski Langlauf, Snowboard, Stocksport und Tanzen.

Mit dabei: Ein erfahrener Coach

Karl Schmidt ist seit mehr als 30 Jahren als Coach im Behindertensport tätig, bereitet sein Team mental und sportlich auf die Wettkämpfe vor und stellt die Teams für die nationalen und internationalen Prüfungen auf. Die Qualifikation für die Special Olympics erfolgt – anders als bei den Paralympics – über den jeweiligen Coach, wobei für die Qualifikation nicht die reine Leistung zählt. Um an den Special Olympics teilnehmen zu können, müssen die Athleten und Athletinnen regelmässig an nationalen und internationalen Wettkämpfen teilgenommen haben, sie müssen über eine gewisse Selbstständigkeit verfügen und dürfen keine Flugangst haben. Wer am Ende an den Start geht, bestimmt der Coach.

Neben der sportlichen Vorbereitung muss der Coach sein Team in Einzelgesprächen vor allem mental auf die Prüfungen vorbereiten. «Als Coach muss ich den Sportlern und Sportlerinnen klarmachen, dass sie eine Weile von zu Hause weg sein werden. Zum Einzelcoaching gehört aber auch, den Athleten und Athletinnen aufzuzeigen, dass ein Wettkampf ein Wettkampf und kein Training ist und sie ihr Bestes geben müssen.»

Man unterstützt sich gegenseitig

Die Arbeit des Coachs ist wichtig, Schmidt betont aber, dass sich die Sportlerinnen und Sportler auch gegenseitig sehr unterstützen würden. «Es gibt relativ grosse Unterschiede zwischen den Athleten. Diejenigen, die sehr selbstständig und in einer guten körperlichen Verfassung sind, helfen den Schwächeren. Das beginnt beim Skianziehen und geht bis dahin, dass sie sich gegenseitig Mut machen und aufmuntern, wenn es bei jemandem mal nicht so gut läuft.» Für Schmidt ist es das, was die Special Olympics ausmacht: Es hat Platz für alle Athleten und Athletinnen, für die schwachen und die starken.

Die Arbeit als Coach sei manchmal eine Herausforderung, aber: «Das Team gibt mir wahnsinnig viel zurück. Ich gehe immer gern ins Training und lasse mich von der positiven Art der Athleten und Athletinnen anstecken. Die Arbeit im Behindertensport macht mich zufrieden.» Schmidt ist nicht nur als Coach vor Ort, sondern auch als Vater. Denn: Seine Tochter Claudia ist eine der Athletinnen. Sie geht in der Disziplin Langlauf an den Start. Schmidt: «Ich habe eine sehr enge Beziehung zu meiner Tochter». Im Training und an den Wettkämpfen behandle der Bremgarter aber alle gleich: «Da gibt es keine Vor- oder Nachteile für sie. Ich versuche, sie genau gleich zu fördern wie alle anderen.»

Wettkämpfe an drei Tagen

Aus sportlicher Sicht sind die Vorbereitungen für die Special Olympics in Bad Tölz so gut wie abgeschlossen. Am Sonntag vor dem Wettkampf hat sich die gesamte Schweizer Delegation in St. Gallen getroffen, wo man sich insbesondere mental nochmal auf die kommende Woche vorbereitet hat. Im Car geht es dann am Montag nach Bad Tölz; die Wettkämpfe finden am Mittwoch, Donnerstag und Freitag statt. Abgerundet wird das Event mit einer grossen Schlussfeier, bevor es am Freitag zurück in die Schweiz geht.

(noë)

veröffentlicht: 23. Januar 2023 05:48
aktualisiert: 27. Januar 2023 17:27
Quelle: ArgoviaToday

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