Schon vor den Ferien war die Lage in der Gesundheitsbranche extrem angespannt. Nun, da viele Hausärzte in den Ferien sind, verschärft sich die Situation. Das spürt man auch im Notfall des Kantonsspitals Aarau. Dort ist der Zulauf umso grösser. Doch nicht nur die Hausärzte, auch die Apotheken können weniger Patientinnen und Patienten betreuen. Laut «watson» müssen manche Filialen mehrere Wochen Betriebsferien machen, weil schlicht das Personal fehlt.
Auch im Aargau kämpfen die Apotheken mit dem Personalmangel. «Wir sind seit Jahren knapp an Personal, durch die Corona-Pandemie hat sich das Ganze noch stark akzentuiert, sodass wir auch hier merken, dass wir deutlich zu wenig Personal haben», sagt Lukas Korner, Präsident des Aargauischen Apothekerverbands zu Radio Argovia. Dass jedoch einige Apotheken im Aargau Öffnungszeiten anpassen müssten oder den Betrieb gar vorübergehend einstellen müssten, sei ihm nicht bekannt.
Kürzere Arbeitszeiten bei gleichem Lohn?
Trotzdem, das Personalproblem bleibt. «Man sieht das auch in anderen Branchen, die Leute wollen lieber studieren statt eine Berufslehre zu machen. Gleichzeitig wandern viele wieder ab, weil sie sich andernorts bessere Löhne oder Arbeitsbedingungen versprechen», so Korner.
Gleichzeitig ziehe das Apothekerstudium zu wenig Interessierte an. Heisst auch: In den nächsten Jahren wird sich das Problem nicht in Luft auflösen, es werden mehr Apothekerinnen und Apotheker aus dem Beruf ausscheiden als nachrücken. «Deshalb müssen wir uns überlegen, wie wir unsere Arbeit effizienter gestalten können oder ob branchenfremde Leute hinzugezogen werden sollen.» Eine Option sei, den Lohn zu erhöhen oder die Arbeitszeiten auf viereinhalb Tage bei 100 Prozent zu reduzieren. Letzteres überlege man sich auch im Aargau. Entschieden werde aber erst an der Generalversammlung im März 2023.
Die Kleinen werden leiden
Corona hat die Situation jedoch nicht vereinfacht. «Man merkt eine Corona-Müdigkeit. Während im letzten Jahr vielerorts noch die Motivation da war und man fand, das stehe man gemeinsam durch, müssen wir nun anerkennen, dass es Leute gibt, die irgendwann die Nase voll haben und den Apotheken den Rücken kehren», erklärt Korner. Besonders in Apotheken, in denen viel getestet worden sei, habe Corona Spuren hinterlassen. Ein kleiner Teil der Kundinnen und Kunden hätte sich nicht ganz angemessen verhalten, «und das nagt natürlich an diesen Mitarbeitenden».
Sollte sich das Problem weiter zuspitzen, geht Korner davon aus, dass es die kleineren Apotheken am härtesten treffen wird. Bei den grösseren gebe es Möglichkeiten, gewisse Dinge auszulagern. Trotzdem geht Korner nicht davon aus, dass viele Apotheken eingehen werden. «Die grösseren Standorte werden einfach besser überleben und da sind wir im Aargau eigentlich gut aufgestellt.»