Im Aargau ist Suizid und Einsamkeit deutlich verbreiteter seit Anfang der Pandemie, so Christina Hegi Kunz, Geschäftsleiterin der Dargebotenen Hand Aargau/Solothurn-Ost. Seit dem letzten Jahr ist die Suizidrate im Aargau um knapp 16 Prozent gestiegen, was einer deutlichen Zunahme entspricht. Besonders die Einsamkeit während der Pandemie ist ein Grund für einen Anruf beim Sorgentelefon. Mittlerweile kämpfen die Anrufenden aber auch immer mehr mit dem Alltag. Um knapp einen Sechstel haben sich die Sorgen um die Alltagsbewältigung erhöht, so Kunz. Sie stellt ausserdem fest, dass zusätzlich zu den Folgen der sozialen Isolation in der Pandemie die Sorge um einen lebenswerten Planeten, die Befürchtung, bei der Jobsuche leer auszugehen, oder Stress wegen Diskriminierung und Gewalt gross sind.
Schweizweit 40 Prozent mehr Anrufe
Auch die Jungen sind psychisch stark von der Pandemie betroffen. Die Gesprächszahlen mit Minderjährigen sind schweizweit seit dem Jahre 2019 um 40 Prozent gestiegen. Ausserdem wurden seit dem Jahr 2019 rund 13 Prozent mehr Anrufe von jungen Erwachsenen bis 40 Jahren entgegengenommen. Auch dies ist ein deutlicher Anstieg, sagt Kunz.
«Reden ist Gold, Schweigen ist gefährlich»
Eine allgemeine Anleitung, wie man mit seinen seelischen Sorgen umgehen oder sie bewältigen kann, gibt es nicht, das käme der Realität nicht nahe. Wichtig ist aber, erklärt die Geschäftsleiterin, dass man über die Sorgen rede, auch besonders mit Fachpersonen. Das Herumtragen der Ängste und des Kummers sei besonders gefährlich. «Wenn ein Dampfkochtopf zu viel Druck aufbaut und kein Ventil hat, explodiert er irgendwann», so Kunz und stellt damit einen Vergleich mit dem geistigen Wohlergehen auf. «Reden ist Gold, Schweigen ist gefährlich», so die Geschäftsleiterin gegenüber ArgoviaToday.
Falls auch du mit Sorgen und Ängsten zu kämpfen hast, anonyme Beratung findest du bei der Dargebotenen Hand unter der Nummer 143. Auch auf der Website des Sorgentelefons findest du Hilfe, Tipps und jemanden zum Reden.
(zoe)