Winznau

Nachhaltige Renovation statt Abriss: Das historische Stauwehr bleibt erhalten

28.04.2023, 17:46 Uhr
· Online seit 28.04.2023, 16:29 Uhr
Lautes Rauschen, schäumendes Wasser: Das Stauwehr in Winznau ist eindrücklich und ein historischer Zeitzeuge. Für einen sicheren Betrieb soll der Oberbau rückgebaut werden. Nun hat die Alpiq einen neuen Vorschlag ausgearbeitet, indem das Objekt nachhaltig renoviert anstatt abgerissen wird.

Quelle: 32Today / Jael Fischer / Deborah Wyser

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Der grosse Diskussionspunkt an der Gesamtsanierung des Stauwehrs ist schon seit Jahren der Wehroberbau. Durch den hohen Schwerpunkt droht das Gebilde im Falle eines Erdbebens einzustürzen. In einer ersten Projektversion soll dieser weichen – für viele nicht nachvollziehbar. Obwohl das kulturhistorische Bauwerk nicht unter Denkmalschutz steht, so gilt es sowohl unter Fachleuten als auch Anwohnenden als wichtiger Zeitzeuge. «In weiten Kreisen wurde dieses Vorhaben als kultureller Sündenfall bezeichnet», so Walter Straumann, Verwaltungsratspräsident Alpiq Hydro Aare AG.

Die neue Projektvariante setzt auf nachhaltige Renovation anstatt Abriss

Das Projekt aus dem Jahr 2010 wurde nun vor Baubeginn noch einmal genauer unter die Lupe genommen und aktualisiert. «Es haben einige Normen geändert und es gibt mittlerweile auch strengere Auflagen», sagt Thomas Fürst, Geschäftsführer Alpiq Hydro Aare AG. In diesem Zusammenhang wurde festgestellt, dass es verfeinerte Analyseverfahren gibt, wie der Erdbebennachweis des bestehenden Wehrs erfüllt werden kann.

Bisher waren alle immer der Annahme, dass die Sanierung nur mit dem Abriss des Wehroberbaus funktioniert. Abklärungen haben nun ergeben, dass die verlangte Sicherheit auch ohne Rückbau des Oberbaus gewährleistet werden kann. «Die Bodenverschiebungen, die in diesem Gebiet infolge eines Erdbebens erwartet werden können, sind gering und die Bauweise besser als angenommen», erklärt Armand Fürst, Teilhaber Laffranchi Bauingenieure GmbH. So kann mit der bestehenden Bausubstanz nachhaltig umgegangen werden. Aus heutiger Sicht funktioniert dies nach der Instandsetzung für weitere hundert Jahre ohne Probleme. «Neu sind wir überzeugt, dass wir die Sicherheit auch mit dem Erhalt des gesamten Wehrs gewährleisten können», freut sich Thomas Fürst. Und Walter Straumann ergänzt:

Freie Fahrt für Velofahrer über das «neue, alte» Wehr

Das Stauwehr wird folglich optisch weitgehend gleich bleiben. Die Wehrschützen werden nicht geändert, die Pfeiler nicht abgebrochen. Ein Punkt aus dem bisherigen Projekt wird jedoch übernommen: Der Veloweg soll doppelt so breit werden. Dank einer neuen, breiteren Brücke wird die Überquerung der Aare zu Fuss oder per Velo wesentlich erleichtert und sicherer.

Der Baustart liegt so nah wie lange nicht mehr

Das «neue» Projekt steht noch ganz am Anfang. Die Variante muss noch im Detail geprüft werden. Die Verantwortlichen sind zuversichtlich, dass schon im nächsten Jahr mit dem grossen Projekt gestartet werden kann. Im Rahmen des bereits bewilligten Projekts stand der Bau des Dotierkraftwerks als Erstes an – das wird auch in diesem Fall so bleiben.

Bis anhin ist das Dotierkraftwerk im fünften Wehr untergebracht. Neu soll es auf der Olten-Seite separat gebaut und das fünfte Wehr freigelegt werden. Auch die Sanierung des Wehrs sieht jetzt komplett anders aus, es geht nicht um einen Abriss, sondern um eine Instandhaltung und Erneuerung der Technik. «Wir gehen davon aus, dass wir auch mit dem Wehr im 2024 starten können und es ungefähr drei bis vier Jahre dauern», sagt Thomas Fürst.

Darum wurde das Wehr vor über 100 Jahren gebaut

Das Stauwehr in Winznau wurde vor über 100 Jahren gebaut, um die Wasserkraft zu nutzen. Es teilt die Aare in zwei Flussläufe. Einen Grossteil des Wassers leitet das Wehr in den Aarekanal. Über den Kanal fliesst das Wasser zum Flusskraftwerk Gösgen, wo dann Strom daraus gemacht wird. Den Rest des Wassers, quasi der Überlauf, fliesst in die alte Aare, den ursprünglichen Flusslauf. Das Stauwehr ist folglich für die Regulation der Wassermenge im Kanal da. Der Pegel des Kanals kann zentimetergenau bestimmt werden, indem massive Stahlplatten, sogenannte Schützen, rauf- und runterbewegt werden. Die Schützen sind an schweren Ketten aufgehängt, die über Zahnräder von Maschinen im Oberbau angetrieben werden.

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veröffentlicht: 28. April 2023 16:29
aktualisiert: 28. April 2023 17:46
Quelle: 32Today

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