Psychische Gesundheit

Neue Plattform für mentale Gesundheit: Start-Up macht Hilfe einfach zugänglich

· Online seit 02.01.2022, 09:16 Uhr
Psychische Probleme: Ein Thema, das oft unausgesprochen bleibt und unter den Teppich gekehrt wird. Das führt dazu, dass viele Betroffene aus Scham die dringend nötige Hilfe nicht in Anspruch nehmen. Das Start-Up «BeWell.help» möchte mit ihrer neuen Plattform gegensteuern.
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Zusammen mit dem Aargauer Diego Schultheiss gründete Carmen Brunner das Start-Up «BeWell.help». Der Auslöser waren psychische Probleme bei der Mitgründerin. Sie suchte damals selber Hilfe. «Ich hatte vor ein paar Jahren aufgrund einiger kurz aufeinander folgenden belastender Ereignisse in mehreren Lebensbereichen ein Burnout», sagt Carmen Brunner gegenüber ArgoviaToday. Als erstes musste sie sich bewusst machen, dass es völlig in Ordnung ist, sich Hilfe zu holen: «Auch ich hatte einen inneren Widerstand und eine stigmatisierte Ansicht psychologischer Hilfe gegenüber – ohne dass es mir bis dahin bewusst gewesen wäre.» Aus Scham zu zögern, sich psychologische Hilfe zu suchen, sei weit verbreitet und einer der Hauptgründe für die Gründung der neuen Plattform.

Psychische Probleme enttabuisieren

Mit BeWell.help wollen Carmen Brunner und Diego Schultheiss die Beratung oder Therapie psychischer Probleme salonfähig machen und aufklären, wie viele wertvolle Aspekte eine psychologische Beratung im Alltag hat; beispielsweise zur Lösung von Blockaden und alteingesessener Glaubenssätze, die man als Kind eingetrichtert bekam und die im Erwachsenenalter oft unbewusst zu negativen Verhaltensweisen führen können. «Viele denken tatsächlich noch, dass Menschen mit psychischen Belastungen schwach oder unwiderruflich gestört seien. Das ist ein absoluter Irrglaube und stammt meiner Meinung nach noch aus einer Zeit, in der man kaum etwas über die Psyche wusste», so Carmen Brunner und fährt fort: «Wir wollen Beratung zum Trend machen und hoffen, dass Menschen – so wie es in den USA längst üblich ist – auch hierzulande zum Psychologen oder Coach gehen, wie zum Coiffeur. So können wir schwere Verläufe aufgrund von Stigmatisierung verhindern.»

Mit neuer Plattform Hilfe einfach zugänglich machen

Hilfesuchende können auf der neuen Plattform mittels verschiedener Filter präzise die für sie wichtigen Kriterien festlegen, sehen dann eine Auswahl an übereinstimmenden Anbietern und können diese direkt online buchen. Zudem können Online-Sitzungen per Videocall, Audiocall und Chat direkt datenschutzkonform über BeWell.help abgehalten werden. Ausserdem können Nutzer aktuelle Beiträge und Tipps zu mentalen Gesundheitsthemen – geschrieben von den Experten selbst – auf BeWell.help lesen.

Die Leistungserbringenden bezahlen einen Unkostenbeitrag und eine Vermittlungsgebühr an das Start-Up, damit es die hohen Kosten für einen sicheren Plattformbetrieb sicherstellen und die Plattform weiterentwickeln kann. «Wir finanzieren tatsächlich alles mit eigenen Mitteln und sind auf Unkostenbeiträge unserer Mitglieder angewiesen. Wir starten im Frühjahr ausserdem eine Kampagne, um einige hilfreiche Erweiterungen für die Plattform finanzieren zu können», so Carmen Brunner.

Übernahme von 100 psychologischen Beratungen

Eine andere Kampagne hat das Jungunternehmen bereits gestartet. Jüngste Studien belegten, dass die psychische Belastung der Jugendlichen durch die Pandemie massiv zugenommen hat, sagt das Unternehmen. «Wir wollen etwas dagegen unternehmen und übernehmen deshalb die Kosten von 100 psychologischen Beratungen. Damit möchten wir jungen Menschen helfen, über psychische Belastungen zu sprechen und beitragen, die psychischen Leiden der Jungen zu lindern.» Jugendliche können laut Carmen Brunner wahlweise anonym, online oder vor Ort mit qualifizierten Spezialisten kommunizieren. Mehr Infos dazu gibt es auf der Webseite des Unternehmens.

veröffentlicht: 2. Januar 2022 09:16
aktualisiert: 2. Januar 2022 09:16
Quelle: ArgoviaToday

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