Erfahrungsbericht

Nicht einfach: Leserin Céline versucht, Plastik aus ihrem Alltag zu verbannen

02.03.2022, 15:03 Uhr
· Online seit 02.03.2022, 14:56 Uhr
Täglich kommen wir mit sehr vielen Plastikprodukten in Berührung, ohne das überhaupt zu realisieren. Doch Plastik hat nicht nur Auswirkungen auf unsere Gesundheit, sondern auch auf die Natur. Denn Plastik verrottet nicht. Viele setzen deshalb immer mehr auf einen plastikfreien Lifestyle.
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Einen nachhaltigeren Lifestyle verfolgen und deshalb auf Produkte verzichten, die der Umwelt alles andere als guttun, liegt hoch im Trend. Und darum auch ein Leben ohne Plastik. Diesen Lifestyle verfolgt auch Céline aus der Region. Sie erzählt der ArgoviaToday-Redaktion, wie sehr sie ihr Leben anpassen musste, um ihren ganzen Alltag für diesen Lifestyle umzukrempeln.

Ein Leben ohne Plastik braucht Geduld

Seit rund zwei Jahren verzichtet Céline nun fast komplett auf Plastik: «Ich habe eine Doku über das Thema geschaut. Dort wurde erklärt, wie sehr die Umwelt und Tiere darunter leiden. Denn Plastik verrottet nicht. Ausserdem wurde dort gezeigt, dass es ganze Plastikinseln im Meer gibt, die durch den Faktor Mensch verursacht wurden.» So kam es, dass Céline damit angefangen hat, keine Behälter mehr aus Plastik zu verwenden und vermehrt auf Glas zu setzen. «Auch ersetze ich die Plastiksäcke bei den Grosshändlern für Früchte und Gemüse mit Mehrwegsäcken». Und auch bei Kosmetikprodukten haben die Grosshändler mittlerweile viele plastikfreie Varianten geschaffen: «Duschmittel und Shampoo kann man auch in Form eines Seifenblocks kaufen. Diese werden in Karton verpackt.»

Anfangs musste Céline sich jedoch an diese Umstellung gewöhnen. «Man kann nicht mehr in den Laden gehen und einfach Produkte einkaufen. Man muss immer darauf achten, dass die eingekauften Produkte plastikfrei sind.» Dazu kamen hohe Anschaffungskosten für Aufbewahrungsbehälter, die nicht aus Plastik, sondern Glas gemacht sind. Viele Dinge kann man auch selber herstellen. Dazu gehört wieder verwendbare Wachstücher, die man statt Frischhaltefolie benutzen kann. «Wenn man sich erstmal darauf eingestellt und sich an einen gewissen Ablauf gewöhnt hat, dann ist ein plastikfreier Lifestyle nicht mehr so aufwendig. Es braucht einfach Zeit, Geduld und viel Recherche.»

«Viele Produkte sind weiterhin in Plastik verpackt»

Ganz auf Plastik kann man jedoch in den grossen Warenhäusern nicht verzichten. «Verpackungen für Getränke sind meistens aus PET, also Plastik», wie Céline einwendet. Und auch Joghurt wird bei den Grosshändlern meist noch in Plastikbehältern verkauft. Um diese in einer plastikfreien Variante zu beschaffen, muss man in einen Laden gehen, der ausschliesslich darauf ausgelegt ist. «In diesen Läden sind die Produkte dann grösstenteils etwas teurer», so Céline. Doch wie sie in den letzten Monaten bemerkte, setzen auch die Hersteller vermehrt den Fokus darauf, ihre Produkte in einer klimaneutralen Variante herzustellen: «Viele Hersteller haben angefangen, die Plastikdeckel bei Joghurt und Hüttenkäse wegzulassen und diese durch andere Materialien zu ersetzen. Das könnte man auch bei anderen Produkten machen.»

Coop, Migros und Co. setzen vermehrt auf wiederverwendbar

Wie der Grosshändler Coop gegenüber ArgoviaToday bestätigt, steigt die Nachfrage bei Kundinnen und Kunden immer mehr nach Nachhaltigkeit: «Wir haben in den vergangenen Jahren eine höhere Nachfrage nach unverpackten Produkten und Mehrweglösungen verzeichnet. Coop verfolgt deshalb das Ziel, ein Zero Waste Unternehmen zu sein», wie Melanie Grüter, Mediensprecherin von Coop erzählt. So konnte Coop seit 2012 nach eigenen Angaben bereits über 36'500 Tonnen Verpackungsmaterial sparen. «Zur Reduktion von Einwegverpackungen bietet Coop diverse Unverpackt- und Mehrweglösungen in den Supermärkten und in der Gastronomie an.» Dazu gehört ein Offenverkauf bei Früchten, Gemüse, Nüssen und Trockenfrüchten. Mittlerweile gibt es auch Abfüllstationen für Mineralwasser und Bier, viele Getränke sind jedoch weiterhin in Plastik verpackt, wie auch Milchprodukte. Viele der nachhaltigen Angebote werden nur in ausgewählten Filialen angeboten.

«Auch wir stellen fest, dass die Sensibilität für Nachhaltigkeit bei unseren Kundinnen und Kunden in den letzten Jahren zugenommen hat», wie Patrick Stöpper, Mediensprecher bei Migros, sagt. Zwar kann man in gewissen Migrosfilialen mittlerweile Getreide in wiederverwendbare Säcklein aus Biobaumwolle oder eine Papiertüte rieseln lassen, doch das Angebot gibt es noch nicht in alles Filialen. Zudem kommt: «Es muss berücksichtigt werden, dass Plastik einige Produkte schützt und länger haltbar macht.» Somit könne man nicht bei allen Produkten auf Plastik verzichten.

veröffentlicht: 2. März 2022 14:56
aktualisiert: 2. März 2022 15:03
Quelle: ArgoviaToday

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