Quelle: ArgoviaToday / Severin Mayer
Vor fünf Jahren hatte Ninayara Luginbühl keine Lust mehr auf die Schweiz, liess ihre Familie im Aargau zurück und wanderte nach Bali aus. Anstatt sich da jetzt aber tagtäglich auf den Liegestuhl zu legen und nichts zu machen, rettet sie Hunde und zum Teil auch Katzen, die krank oder verletzt auf der Strasse leben. Sie war schockiert, wie viele streunende Hunde auf der Insel leben. Ab da hatte sie immer Hundefutter für die Tiere dabei. «In den Touristenspots hatte es natürlich keine Hunde, also nicht so die ganz schlimmen Fälle.» Diese leben in den armen Teilen der Insel, wo Hunde zum Teil gehasst oder gar noch gegessen werden.
Mehr als 300 gerettete Hunde
Nach kurzer Zeit auf Bali lernte die heute 31-Jährige eine andere Schweizerin kennen, die sich auf Bali bereits seit vielen Jahren um die Hunde kümmerte. Ninayara Luginbühl begleitete sie und rettete schon bald ihre ersten Hundewelpen und deren Mutter. «Sie wären fast ertrunken. Hier gibt es überall kleine Bächlein. Sie müssen da hineingefallen sein und sind nicht mehr alleine herausgekommen.» Sie päppelte die Hunde auf, suchte ihnen ein neues zu Hause und behielt zwei der Welpen sogar selbst.
«Dann wurde es immer extremer. Dann hatte man irgendwann das Haus voll. Dann haben wir halt noch zwei Häuser dazugemietet», so Luginbühl. Sie schätzt, dass sie bisher mehr als 300 Hunde gerettet hat. Einige davon aus Familien, die sich Arztkosten nicht leisten können. Die Hunde gehen anschliessend zu den Besitzern zurück, werden aber weiterhin von der Schweizerin und ihrem Team versorgt. Für die Hunde, die sie auf der Strasse finden, suchen sie ein neues Zuhause.
Benny
Nusa
Potato
Die schönen Geschichten bleiben
Zurück in die Schweiz zu kommen, kann sich die 31-Jährige nicht vorstellen. Denn auch wenn die Bilder und Geschichten, die sie sieht und erlebt, sehr oft schrecklich sind, bleiben vor allem die schönen Erinnerungen: «Ich hatte einen Hund namens Pippo, der hatte einen ganz bösen Genital-Tumor. Sein Geschlechtsteil war fast so gross wie das von einem Pferd.» Wie Luginbühl erzählt, war alles voll mit Tumoren, die Haut war offen. Alle rieten ihr, Pippo einschläfern zu lassen, da seine Überlebenschancen mit einer Operation bei 2 Prozent gelegen hätte.
«Ich habe gedacht: ‹Scheiss drauf›, ich lasse ihn operieren», so Luginbühl. Dem Hund wurden die Metastasen auf Leber und Niere entnommen, der Penis amputiert und eine Geschlechtsumwandlung durchgeführt. Eine riesige Operation, die sehr viel Geld gekostet hat. «Ich habe ihn jetzt seit mehr als drei Jahren und er lebt.»
Vom Einschläfern, nur weil ein Tier schon älter ist, hält die Tierretterin nichts. «Ich probiere sie aufzupäppeln. Solange sie keine Schmerzen haben. Die Geschichte mit Pippo hat mir gezeigt: Es ist richtig, auf mein Bauchgefühl zu hören!» Natürlich sei es schwer, wenn alle Bemühungen nichts bringen, doch schliesslich überwiegen laut Ninayara Luginbühl die schönen Momente.