Vor rund 14 Monaten kam die Tochter der Aargauerin Tamy zur Welt und bereichert seither ihr Leben mit Liebe, Freude und Glück. Um sich voll und ganz auf ihren Nachwuchs zu fokussieren, nahm sich die junge Mutter von ihrer Arbeit eine dreimonatige Auszeit. Doch seit Tamy ihr Mutter-Glück in den Medien publik gemacht hat, hagelt es an Kritik. Grund: «Ich arbeite in der Erotik-Branche!»
«Habe mir überlegt, damit aufzuhören»
Ihr Geld verdient sich Tamy Tation durch ihre weiblichen Reize. Knapp bekleidet auf OnlyFans, interagierend als Webcam-Girl, und als Schauspielerin in Softpornos präsentiert sich die 22-jährige Aargauerin unter dem Namen hotblondie.xx im Netz. «Wer meinen Namen auf Google eingibt, der sieht mich nicht gleich komplett nackt. Ich suche mir aus, wer meinen Körper sehen kann. Für diesen Schritt muss es für mich auch auf der persönlichen Ebene stimmen.» Wenn Tamy ein Leak entdeckt, ist sie bemüht, die Bilder entfernen zu lassen.
Tamy ist sich bewusst, dass ihr Beruf in der Gesellschaft auch in der heutigen Zeit noch nicht anerkannt ist. «Nach der Geburt meiner Tochter habe ich mir lange überlegt, ob ich damit weiter machen sollte.» Doch Freunde und Familie haben Tamy darin bestärkt und unterstützen sie seither in ihrem Entscheid. «Mein Beruf als Erotik-Model macht mir grossen Spass. Weshalb sollte ich dann damit aufhören?» Ihr Beruf bringt sogar so einige Vorteile mit sich: «Da ich von zu Hause aus arbeiten kann, bin ich ständig bei meiner Tochter und kann viel Zeit mit ihr verbringen», so das Erotik-Model.
Mobbing kann, muss aber nicht passieren
Trotz dieser Vorzüge erntete die alleinerziehende Mutter durch ihren Gang an die Öffentlichkeit Kritik. «Die Leute sagten mir, dass mein Kind in Zukunft gemobbt werden wird.» Dem stimmt das Erotik-Model nicht zu. «Ich habe viele Kolleginnen und Kollegen aus der Branche, die auch Eltern sind. Keines ihrer Kinder wurde jemals gemobbt.» Tamy ist empört über die Aussagen der ihr unbekannten Personen. «Meiner Tochter will ich zeigen, dass alle ihr Leben so leben dürfen, wie sie es für richtig halten», so Tamy Tation.
Laut Dania Schiftan, Sexual- und Psychotherapeutin, ist Tamys Haltung ihre freie Entscheidung. «Wir dürfen nicht darüber urteilen, welche Werte eine Mutter ihrem Kind weitergibt. Das ist vollkommen ihr überlassen.» Der Fakt, dass Tamy Tations Beruf in der Erotik-Branche künftig Auswirkungen auf ihre Tochter haben könnte, dürfe dennoch nicht ausser Acht gelassen werden. «Die Gesellschaft denkt leider auch in der heutigen Zeit noch, dass die Erotik-Branche schmuddelig, unsauber und unfreiwillig ist. Sobald jemand im Berufsfeld tätig ist, entsteht bei den Leuten grosse Aufregung.» Eine Rolle spielen hierbei auch demografische Faktoren. «In den Städten ist man meist kulanter, was die Erotik-Branche angeht, als auf dem Land», sagt die Expertin.
«Eltern sind um ihre Kinder unglaublich besorgt»
Tamys Tochter ist etwas mehr als ein Jahr alt. Erst im Laufe der Schulzeit würde sie wohl mit Mobbing konfrontiert werden. Dabei gilt laut Schiftan: «Für die Mitschüler würde der Beruf der Mutter wahrscheinlich gar keine grosse Rolle spielen. Eher könnten die Eltern sagen, dass ihre Kinder nicht mit ihrer Tochter spielen sollten und es kommt zu einer Ausschliessung.» Solche Fälle können, müssen laut der Expertin aber nicht eintreten. «Und dazu haben die Eltern auch das Recht. So wie bei Tamy Tation ist die Erziehung und was man seinen Kindern mit auf den Weg gibt, ihnen überlassen.»
Die Sexual- und Psychotherapeutin appelliert deshalb an Betroffene: «Es kommt sehr darauf an, wie eine Mutter ihr Kind auf mögliche Negativreaktionen vorbereitet und welche Werkzeuge sie ihm mit auf den Weg gibt.» Im Interview mit ArgoviaToday erklärt Tamy: «Ich will meine Tochter zu einer starken und unabhängigen Frau erziehen, die solchen Kommentaren standhalten kann und sich dagegen wehrt.»
Dass sich das Kind eine dicke Haut zulegen muss, sagt auch Schiftan. Zudem müsse mit dem Kind stets das Gespräch gesucht werden, um mit ihm gemeinsam einen Weg zu finden, wie es mit den Konfrontationen umgehen sollte. «Dabei gibt es verschiedene Strategien, wie beispielsweise die Hänseleien zu ignorieren oder sich auf eine Diskussion einzulassen.» Es sei ein Ausprobieren, das das Mutter-Tochter-Duo mit der Zeit zusammen herausfinden werde.
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