Personalmangel trotz Lehrstellenboom in der Gastrobranche
Die Lehrstellensituation im Kanton Aargau ist wieder stabil. Das zeigt die aktuelle Auswertung vom Lehrstellennachweis LENA. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind im Juni 2021 rund 26 Prozent mehr Lehrstellen ausgeschrieben. Auch die Anzahl der noch freien Lehrstellen liegt mit einem Plus von 15 Prozent über dem Vorjahresniveau. Im Gastrobereich sind aktuell noch knapp 35 Prozent der ausgeschriebenen Lehrstellen frei. Das entspricht dem Niveau von vor der Krise.
«Die Situation im Aargau sieht über alle Berufe und Branchen hinweg sehr gut aus», sagt Mathias Kunz, Leiter im Bereich Bildung im Kanton Aargau. «Nach wie vor sind Lehrstellen in der Gesundheitsbranche und im Detailhandel sowie das KV sehr beliebt», sagt Kunz weiter. Generell glaubt er nicht, dass bestimmte Ausbildungen wegen Corona an Attraktivität verloren haben.
Der Präsident vom Verband GastroAargau sieht das anders. Bruno Lustenberger ist überzeugt davon, dass die monatelangen Schliessungen, Entlassungen und die Kurzarbeit dem Image der Gastrobranche geschadet haben; insbesondere bei den Jugendlichen. «Das grösste Problem war, dass die Restaurants und Hotels lange schliessen mussten und keine Schnupperlehren anbieten konnten. Dadurch war es viel schwieriger, junge Leute zu erreichen.»
Grösstes Problem sind die Eltern
Generell sieht Lustenberger das Hauptproblem aber nicht bei den Jugendlichen selbst, sondern bei den Eltern und Lehrpersonen. «Viele raten ihren Kindern und Schülerinnen davon ab, einen Beruf in der Gastro-Branche zu machen.» Es gehe um fehlende Sicherheit, harte Arbeitszeiten und mangelnde Aufstiegsmöglichkeiten – Kritikpunkte, die teilweise auch berechtigt seien. «Ich glaube schon, dass wir am Image unserer Branche arbeiten müssen», fügt Lustenberger an. Die Arbeitsbedingungen müssen besser werden, die Löhne höher angesetzt und auch die Arbeitszeiten geregelter. «Wenn wir das schaffen, wird man auch wieder positiver über uns sprechen und die Nachfrage nach einer Lehre als Köchin oder im Service wird wieder steigen», zeigt sich Lustenberger schliesslich doch optimistisch.