Ständeratswahlen

Politexperte: «Wird Kälin nicht gewählt, haben die Grünen ein Problem»

· Online seit 12.12.2022, 21:42 Uhr
Mit der Kandidatur von Irène Kälin von den Grünen erhält das Kandidatenkarussell für die Kleine Kammer neuen Schwung. Laut Politexperte Jürgen Sahli könnte sie der SVP tatsächlich den Sitz abjagen. Ihre Kandidatur sei für die Partei aber auch gefährlich.
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ArgoviaToday: Zumindest eines ist klar: FDP Chef und Ständerat Thierry Burkart sitzt fest im Sattel und wird seinen Sitz verteidigen.

Jürgen Sahli: «Er hat den Sitz schon fest im Griff im Moment, aber sicher ist bei heutigen Wahlen überhaupt nichts mehr. Doch die FDP war, so weit ich mich erinnern kann, immer für den Kanton Aargau im Ständerat vertreten. Zudem kann Thierry Burkart gut mit der SVP. Also für ihn sieht es Stand heute wirklich gut aus, dass er seinen Sitz verteidigen kann.»

Umstrittener wird wohl der Kampf um den freiwerdenden SVP-Sitz. Benjamin Giezendanner soll ihn verteidigen. Wie schwer wird es für ihn, den Sitz angesichts der Angriffe von Links zu verteidigen?

«Giezendanner hat bestimmt nicht freie Bahn. Ich glaube, es wird nicht einfach für die SVP, ihren Sitz zu verteidigen. In der Vergangenheit hatte ja die SP (mit Pascale Bruderer Anm. d. Red.) den Sitz auch schon inne. Und die Wählerinnen und Wähler werden sich bestimmt auch fragen, ob man weiterhin nur das rechte Lager mit FDP und SVP als Standesstimmen vertreten haben will.»

Es könnte gut sein, dass sich Thierry Burkart bereits im ersten Wahlgang durchsetzt. Im zweiten Wahlgang müssten sich die Linken dann entweder auf Suter (SP) oder Kälin (Grüne) einigen. Welche Kandidatur macht mehr Sinn?

«Das ist natürlich die grosse Frage. Für mich ist klar, dass SP und Grüne für den zweiten Wahlgang zusammenspannen und eine gemeinsame Kandidatin finden müssen, wenn die Linken einen Sitz im Ständerat wollen.»

Und auf wen wird's hinauslaufen?

«Das muss fast Irène Kälin sein. Sie hat dieses Jahr den Nationalrat präsidiert, sie ist sehr bekannt mittlerweile. Man muss fast sagen, wenn sie nicht gewählt werden würde, haben die Grünen wirklich ein Problem in Zukunft. Aber auch hier ist noch vieles offen. Gabriela Suter und Irène Kälin werden bestimmt das Rennen untereinander ausmachen, wer im zweiten Wahlgang nochmals antritt. Es wird hochspannend.»

Gleich fünf Frauen wollen bei den Ständeratswahlen antreten. Wie ist die Frauenfrage für die Wahl im Herbst einzuschätzen?

«Meines Wissens haben noch nie so viele Frauen kandidiert. Aber ich glaube, die Frauenfrage wird nicht entscheidend. Die Ständeratswahlen sind Persönlichkeitswahlen, da wird diejenige oder derjenige sich durchsetzen, der oder die sich am besten profilieren konnte. Mit der Frauenfrage wird man kaum punkten können.»

Anderen Kandidatinnen, zum Beispiel Marianne Binder von der Mitte, werden nur Aussenseiterchancen eingeräumt.

«Marianne Binder hat immer Chancen, wenn sie sich an Wahlen beteiligt, das hat man bei den letzten Nationalratswahlen gesehen.»

Wenn Sie einen Tipp abgeben müssten: Wer macht das Rennen um den Aargauer Ständerat? 

«Mit dem Tippen ist es immer so eine Sache. An der Fussball-WM habe ich auf die Schweiz getippt und bin bös auf die Nase gefallen. Aber so ganz unverbindlich würde ich sagen, dass Thierry Burkart und Irène Kälin das Rennen machen werden.»

(Interview: Urs Hofstetter / Manuel Fasol)

veröffentlicht: 12. Dezember 2022 21:42
aktualisiert: 12. Dezember 2022 21:42
Quelle: ArgoviaToday

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