«Ist die Juso-Schweiz von Rechten unterwandert?» twitterte Nicolas Rimoldi, Präsident der Bewegung «Mass-voll», nach der Demonstration von letzter Woche gegen die Übernahme der CS durch die UBS. Grund: An der Demo war Juso-Präsident Nicola Siegrist mit New Balance-Schuhen zu sehen und andere Teilnehmer angeblich mit Kleidung von Lonsdale. Beides Marken, die in der rechten Szene verbreitet sind. Doch gibt es sie wirklich, «die Mode der Rechten»? ArgoviaToday hat bei Dirk Baier, Leiter Institut Delinquenz & Kriminalprävention der ZHAW, nachgefragt.
Es ist zwar richtig, dass bestimmte Kleidermarken in der rechten Szene häufiger getragen werden. Man müsse aber vorsichtig sein, sagt Baier. «Nicht alle Rechten tragen die Kleidermarken; und zum Teil werden die Marken auch von nicht rechts orientierten Personen getragen. Kleidermarken sind also kein eindeutiger Indikator.» Es gilt zu unterscheiden zwischen Marken, die sich gezielt an die Szene der Rechtsextremen richten wollen und Marken, die zwar häufig in dieser Szene getragen werden, aber nicht konkret diese ansprechen versuchen. «Marken wie beispielsweise Consdaple sind eng mit der rechten Szene assoziiert und richten sich gezielt an diese. Ausserhalb der Szene trägt solche Kleidermarken niemand wirklich. Dann gibt es aber Marken wie New Balance, die zwar ebenfalls in dieser Szene getragen werden, aber eben auch von vielen anderen Menschen. Eine Verbindung zum Rechtsextremismus haben diese Marken nicht», so Baier.
Marken, die oft in der Szene getragen werden, aber keine direkte Verbindung haben:
Neue Verpackung – gleicher Inhalt
Es zeigt sich, dass die rechte Szene sich vom Klischeebild «Springerstiefel und kahlrasierte Köpfe» entfernt hat und es optisch nur noch kleine Unterschiede gibt. Es scheint ein Versuch eines Imagewechsels, «eine Art Normalisierungsstrategie, ganz nach dem Motto: Seht her, wir sind ganz normale Menschen, die sich ganz normal kleiden», wie es der Extremismus-Forscher erklärt. «Die Rechtsextremen haben gemerkt, dass sie mit einem martialischen Auftreten nur eins erzielen: nämlich Ablehnung. Ihre politischen Ziele, einen ethnisch homogenen, autoritären Staat zu etablieren, erreichen sie auf diesem Weg niemals», heisst es weiter. Das Erscheinungsbild von Neo-Nazis ändert sich, nicht aber deren Gedankengut.
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Versuch, Mitte der Gesellschaft zu erreichen
Mit dem Wechsel des Erscheinungsbilds habe die «Identitäre Bewegung» angefangen, die insbesondere versucht, junge Menschen für ihre Sache zu gewinnen. «Die Rechtsextremen möchten den Anschluss an die Mitte der Gesellschaft finden. Diese ist für allzu platte Parolen und ein allzu plattes Erscheinungsbild aber nicht empfänglich», erklärt Baier.
Veränderung zeigt sich auch bei der Jugend
Dieser Wechsel kann auch bei der «Jungen Tat» beobachtet werden. «Das sind junge Menschen, die sich vom Kleidungsstil nicht von anderen jungen Menschen unterscheiden. Zwei Ausnahmen sind aber aus meiner Sicht auffällig: Erstens kommen bestimmte, auf den ersten Blick unauffällige Symbole zum Einsatz, wie die Tyr-Rune. Die Verwendung von altgermanischen Runen ist immer ein Hinweis darauf, dass man sehr rückwärtsgewandt, rechtsextrem denkt. Zweitens ist die Kleidung meist nicht farbig – weisses T-Shirt, dunkle Hosen. Kunterbunte Kleidung, die für Vielfalt steht, findet sich in der Szene eher nicht», führt der Experte aus.
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