SVP-Streit

Roger Köppel schiesst aus Moskau verbal gegen Jean-Pierre Gallati

· Online seit 24.04.2023, 15:17 Uhr
Der Zürcher SVP-Nationalrat und «Weltwoche»-Chef Roger Köppel ärgert sich über den Aargauer SVP-Regierungsrat Jean-Pierre Gallati wegen dessen Haltung zum Ukraine-Krieg. Ausgerechnet aus Moskau.
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Roger Köppel weilt derzeit in der russischen Hauptstadt, um dem «sehr einseitigen Bild, das wir in unseren Medien präsentiert bekommen» etwas entgegenzusetzen. So berichtet er in seinem Youtube-Format «Weltwoche daily» unter anderem aus einer Shoppingmeile in Moskau und sagt in die Kamera Sachen wie: Es könne «keine Rede davon sein, dass Russland am Boden liegen würde». Die Russen bekämen alles, was sie wollten.

Auch dem Bild, das in den Medien über seinen Parteikollegen Jean-Pierre Gallati verbreitet wird, will Köppel etwas entgegensetzen. In seiner Videobotschaft vom Montag, immer noch in Moskau stationiert, zieht Köppel über ein Porträt in der «NZZ am Sonntag» her. Darin wird der Aargauer SVP-Politiker als «neuer Anti-Populist der SVP» beschrieben. Gallati sei ein «ein Hardliner, der sich selber zähmt» und sich in seinem Amt als Regierungsrat mehr durch Realismus als durch Populismus seiner Partei leiten lasse.

Köppel ärgert er sich über die «NZZ am Sonntag »und Gallati gleichermassen. Das sei «typisch für Mainstreamzeitungen», so Köppel. Die NZZ beschreibe Gallati lobend als ehemaligen Hardliner, der die Wandlung zum Staatsmann geschafft habe.

«Wissen Sie, was das Staatsmännische an Gallati sein soll?», so Köppel an seine Zuschauer gerichtet. «Das Staatsmännische von Gallati besteht darin, dass er in Sachen Ukraine-Krieg das Gleiche sagt wie die NZZ-Redaktion, gegen den Grossteil seiner Partei.»

Der SVP-Regierungsrat verurteilt bekanntlich wie die meisten Schweizer Politiker Putins Angriffskrieg auf die Ukraine, während ein Flügel in der SVP, allen voran Roger Köppel, Russland nicht einseitig die Schuld für den Krieg geben will. Auch Schweizer Sanktionen gegen Russland unterstützt Gallati und betonte schon im Frühling 2022 gegenüber der «Aargauer Zeitung», Sanktionen seien kein Widerspruch zur Neutralität. «Die Schweizer Neutralität war nie eine Gesinnungsneutralität, sondern immer in erster Linie als Bündnisneutralität.»

Köppel: «Über Gesäss, Rückgrat bis ins Grosshirn»

Auch dass der Aargauer Sozialdirektor Gallati bei der Asylfrage pragmatisch statt populistisch agiert, kritisiert SVP-Kollege Köppel: «Im Migrationsthema hat sich Gallati eine Art politisches Geschäftsmodell zurechtgebastelt, bei dem er durch gezielte Dissidenz zur eigenen Partei auffällt.»

Und noch polemischer: Er könne keine Qualität darin erblicken, wenn der Regierungsratsstuhl «eine Persönlichkeitsveränderung beim Politiker hervorruft, sozusagen über das Gesäss, Rückgrat bis ins Grosshirn» und plötzlich das Kommando übernehme.

Im Artikel der «NZZ am Sonntag» über Gallati wird auch Glarner zitiert: «Sogar der härteste Hardliner driftet ab, sobald er in der Regierung sitzt. Für Gallati hätte ich die Hand ins Feuer gehalten, dass es bei ihm anders ist. Aber ich habe mich getäuscht.»

Wie Köppel gehört auch Glarner zu den Putin-Verstehern. Oder gar «Putin-Verehrern», wie es Gallati am Rande einer Parteiveranstaltung seinem Aargauer Parteikollegen mal direkt ins Gesicht gesagt hat.

Gallati: «Soll ich etwa das Regierungsgebäude in die Luft sprengen?»

Zur Kritik von einzelnen SVP-Exponenten sagte Gallati gegenüber der NZZ: Er verstehe, dass es Politiker gebe, die «ständig bellen». Aber als Regierungsrat müsse er nicht protestieren, sondern Probleme lösen.

Betreffend das Asylproblem betont Gallati, er habe mehrfach beim Justizdepartement in Bern interveniert, um zu warnen, dass die Kapazitäten bald aus­geschöpft seien. «Aber was bringt es, wenn ich Zeter und Mordio schreie?», fragt er. «Soll ich etwa das Regierungsgebäude in die Luft sprengen?»

Roger Köppels Kommentar aus Moskau zu seiner Person wollte Regierungsrat Gallati auf Anfrage keine Stellung nehmen.

(roc, Aargauer Zeitung)

veröffentlicht: 24. April 2023 15:17
aktualisiert: 24. April 2023 15:17
Quelle: Aargauer Zeitung

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