Aargau

Schulstart und alles ist neu: Erstklässler und neue Lehrpersonen ziehen Bilanz

17.08.2022, 12:39 Uhr
· Online seit 17.08.2022, 12:28 Uhr
Noch suchen Schüler und Lehrpersonen gleichermassen die richtigen Schulzimmer. Wie haben die Neulinge ihre erste Schulwoche erlebt? Wir haben nachgefragt.
Cornelia Suter
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Rund 7200 Erstklässler drücken seit letzter Woche die Schulbank. Einer von ihnen ist der bald 7-jährige Rocco Marini aus Hallwil. «Ich habe mich sehr auf die Schule gefreut. Ich wollte am liebsten gleich Rechnen. Das kann ich schon gut. Und ich kann schon bis auf 100 zählen, mein Bruder hat mich das gelehrt», erzählt er stolz. Rocco hat zum Schulstart einen Galaxy-Schulsack geschenkt bekommen. Dazu das passende Etui und einen Turn- und Sportsack. Zusammen mit seinem Freund testen sie nun die neuen Farbstifte im Etui aus. Doch die Laune von Rocco scheint schon nach der ersten Schulstunde etwas getrübt. Was war passiert? «Wir mussten unseren Anfangsbuchstaben auf ein Blatt schreiben. Ich war dann schnell fertig und musste auf die anderen Kinder warten. Das hat mir schon ein wenig gestunken», erklärt der fleissige Erstklässler.

Erster Schultag auch für viele Lehrer

«Auch ich war sehr nervös», gesteht der Aarauer Primarlehrer Jan Ledergerber. «Man steht das erste Mal vor einer Klasse und wird etwas ins kalte Wasser geschmissen», erzählt der 25-Jährige von seinem ersten Arbeitstag. «Natürlich habe ich alles vorbereitet und durchstrukturiert, aber ich musste lernen, dass man mit 20 Kindern einfach nicht jede Minute durchplanen kann. Da muss man ab und an auch etwas spontan sein», sagt der Viertklasslehrer und lacht. Zu Hilfe nimmt sich der junge Lehrer die Erinnerungen an seine eigene Schulzeit, welche noch nicht allzu lange zurückliegt: «Vieles ist immer noch genau gleich. Es ist wichtig, dass man als Lehrer eine zwischenmenschliche Beziehung mit den Kindern aufbauen kann. Ich kenne noch viele Spiele, welche die Kinder beispielsweise in der grossen Pause zusammen spielen. Das hilft, um eine gemeinsame Beziehung aufzubauen, und die Kinder machen dann im Unterricht auch gut mit.»

Gut macht es auch die Erstklasslehrerin in Hallwil, findet Rocco. Ausser: «Wir müssen in der Schule immer Yoga machen. Das mache ich überhaupt nicht gerne. Wir müssen dann so komische Bewegungen machen. Zum Beispiel aufstehen und die Hände nach innen drehen. Das macht die Lehrerin jeden Morgen, damit wir danach ruhig sind im Unterricht und nicht schwatzen.» Plaudert er vielleicht ab und an auch mit seinem Banknachbarn? «Nein, nein», schmunzelt Rocco.

«Teilweise chaotische Zustände»

Nicht überall lief die erste Schulwoche jedoch so harmonisch ab wie bei Jan Ledergerber und Rocco Marini. «Uns melden Lehrpersonen zurück, dass sie es teilweise chaotisch erleben an den Schulen», erklärt Kathrin Scholl, Präsidentin vom Aargauischen Lehrerinnen- und Lehrerverband. Noch immer sei der Lehrermangel akut, wie sie erklärt: «Es sind nicht alle Lektionen abgedeckt in den Aargauer Schulen. Dank Notmassnahmen sind die Klassenlehrperson-Stellen aber soweit besetzt. Dies ist jedoch keine Dauerlösung, die Suche muss weitergehen.»

Nach dem Unterricht warten die Hausaufgaben

Für Jan Ledergerber war der Unterricht am Dienstag um 11.50 Uhr zu Ende – nicht aber sein Arbeitstag. «Das ist fast der grössere Teil vom Lehrerberuf, die Vorbereitungen der Lektionen für den nächsten Tag. Besonders am Anfang, wenn man noch nicht so viele Erfahrungen hat. Daneben warten Elterngespräche, Teamsitzungen, und so weiter.» Und: Auch Jan Ledergerber drückt noch etwas mehr als ein Jahr selbst die Schulbank. Er ist im Endspurt zur Lehrerausbildung an der Pädagogischen Hochschule in Brugg: «Da habe ich natürlich auch Arbeiten, ‹Husi›, die ich machen muss, genau so, wie die Kinder auch. Das ist sicher auch etwas, was uns verbindet», schmunzelt der Lehrer.

Auch Rocco Marini sass am Nachmittag an seinen Hausaufgaben und fährt mit einem Farbstift die Zahl 2 nach. Meist freut er sich auf die Hausaufgaben. Jedoch nicht ganz immer: «Wir müssen jeden Tag eine ganze Seite ‹Husi› machen. Manchmal kann ich das nicht und dann rege ich mich auf. Dann muss ich ‹usgümmele› und nochmals schreiben und wieder ‹usgümmele› und wieder schreiben. Ich werde dann richtig sauer, wenn es nicht geht. Bis Mami das Buch dann irgendwann weglegen muss und ich eine kleine Pause machen darf.»

veröffentlicht: 17. August 2022 12:28
aktualisiert: 17. August 2022 12:39
Quelle: ArgoviaToday

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