Für Menschen harmlos

Schweinepest macht Aargauer Bauern Angst

27.01.2022, 08:27 Uhr
· Online seit 27.01.2022, 07:24 Uhr
Die Afrikanische Schweinepest nähert sich der Schweiz. Vergangene Woche wurden erste infizierte Schweine in Norditalien gefunden, nur 135 Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt. Wir haben bei einem Aargauer Schweinezüchter nachgefragt, was das für uns bedeutet.
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Eines vorneweg: Für Menschen ist die Schweinepest ungefährlich. Auch infiziertes Fleisch kann ohne Bedenken gegessen werden. Haustiere wie Hunde oder Katzen können sich zudem nicht damit anstecken. Für Schweine endet eine Infektion allerdings in fast jedem Fall tödlich. Und das ist ein Problem, vor allem für die Bäuerinnen und Bauern. «So ein Ausbruch könnte den einen oder anderen die Existenz kosten», sagt der Aargauer Schweinezüchter Peter Anderhub.

Schweinepest nähert sich der Schweiz

Ein Ausbruch der Schweinepest in der Schweiz wird immer wahrscheinlicher. Sie breitet sich vom Osten Europas in Richtung Westen und Süden aus. In Polen wurden in den vergangenen Jahren dutzende Fälle entdeckt. In Deutschland wird versucht, mit Grenzzäunen die Ausbreitung der Krankheit zu stoppen. Dennoch werden immer wieder tote Wildschweine entdeckt, die sich ebenfalls mit dem Virus anstecken können. Auch in Frankreich grassiert die Afrikanische Schweinepest, und letzte Woche wurden erste Fälle in Norditalien entdeckt.

Das zuständige Schweizer Bundesamt geht davon aus, dass die Schweinepest früher oder später auch bei uns ankommt.

Aargau als Risikogebiet

Die Schweinepest würde den Aargau besonders treffen. Die Seuche wird von Wildschweinen übertragen, von denen es im Aargau viele gibt. Grund dafür ist der sogenannte Wildsau-Stau. Seit den 70er-Jahren können die Wildschweine im Aargau nicht mehr in Richtung Voralpen wandern, weil Autobahnen, allen voran die A1, die Wanderwege der Tiere abgeschnitten haben. Die Wildschweine stauen sich im Aargau. Bei Tierseuchenübungen des Bundes wird dem Aargau deshalb immer viel Aufmerksamkeit gewidmet.

Ein Schreckensszenario für Schweinehalter

«Für uns Schweinezüchter ist das ein grosses Thema», sagt der Aargauer Schweinezüchter Peter Anderhub. «Schon vor Jahren haben wir Massnahmen ergriffen, damit unsere Schweine nicht mit Wildschweinen in Kontakt kommen.» So gibt es um den Auslauf der Schweine etwa eine Mauer und doppelte Türen.

Trotzdem: Das Risiko bleibt. Denn für die Verschleppung der Afrikanischen Schweinepest sind nicht nur Wildschweine, sondern auch Menschen verantwortlich. In Salami oder Schinken kann das Virus monatelang infektiös bleiben, wirft jemand etwa Reste eines Sandwichs in ein Feld, können sich Schweine davon anstecken.

Für Bauern existenzbedrohend

Von einem Ausbruch der Schweinepest würde die Landwirtschaft stark getroffen. Auf ihrem Hof in Muri hält die Familie Anderhub 220 Mutterschweine mit ihren Ferkeln. «Würde auf unserem Betrieb die Schweinepest ausbrechen, müssten wir alle unsere Tiere schlachten und entsorgen», erklärt der Schweinezüchter. «Das macht schon Angst.»

Ausserdem würden die Kantonstierärzte bei einem Fall der Afrikanischen Schweinepest eine Schutzzone von mindestens drei Kilometern anordnen. Schweine dürften nicht aus dieser Zone gebracht werden, Auslauf wäre verboten. «Meine Schweine würden aber trotzdem Ferkel bekommen, irgendwann hätten wir ein Platzproblem. Für die Tiere wäre das nicht schön», so Peter Anderhub.

Für die Bäuerinnen und Bauern wäre ein Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest schlussendlich existenzbedrohend. 90 Prozent des Tierwertes sind zwar über die kantonale Tierseuchenkasse gedeckt. «Eine Versicherung für den Betriebsausfall gibt es jedoch nicht», erklärt Schweinezüchter Peter Anderhub. Für Versicherungen wäre das Risiko zu gross. Für einen Zucht-Mastbetrieb bedeutet ein Ausbruch der Schweinepest eineinhalb bis zwei Jahre Totalausfall der Einnahmen.

veröffentlicht: 27. Januar 2022 07:24
aktualisiert: 27. Januar 2022 08:27
Quelle: ArgoviaToday

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