Quelle: ArgoviaToday / Michelle Brunner
Die Karten werden neu gemischt, der Wahlkampf neu lanciert. Am 19. November treten Marianne Binder von der Mitte und SVP-Vertreter Benjamin Giezendanner um den letzten Sitz im Stöckli gegeneinander an. Heute haben sie im «TalkTäglich» ein erstes Mal die Klingen gekreuzt.
Giezendanner war überrascht von SP-Entscheid
Im Gespräch mit Rolf Cavalli, Chefredaktor der Aargauer Zeitung, gibt sich Giezendanner überrascht, dass seine Gegnerin nicht Gabriela Suter heisst. Die SP-Kandidatin hatte bereits am Montagabend verkündet, dass sie zugunsten von Binder verzichtet. Und dies, obwohl Suter nach FDP-Parteichef Thierry Burkart (der die Wahl bereits im ersten Durchgang schaffte) und Benjamin Giezendanner das drittbeste Resultat erzeilte. Als Mitte-Politikerin habe Binder grössere Chancen, liess Gabriela Suter verlauten.
«Ich hätte nie gedacht, dass sich Gabriela Suter zurückzieht», so Giezendanner. Mit Binder als Gegnerin werde es komplizierter, da ihre beiden Positionen ja nicht so weit auseinander lägen. Binder steht die schwierige Aufgabe bevor, auch Wählerinnen und Wähler aus dem links-grünen Lager zu mobilisieren. Auch die Grünen und die GLP hatten sich ja bereits aus dem Ständeratsrennen verabschiedet, um Binder bessere Chancen zu ermöglichen. «Jetzt bin ich gespannt, wie Frau Binder den Spagat nach links schafft», sagt Giezendanner.
Binder ist und bleibt Mitte-Politikerin
«Ich bin Mitte-Politikerin. Meine Positionen sind klar, die kann man auf meiner Website oder im Parteiprogramm sehen.» Was sie aber anbieten könne, sei, dass sie eine klimafreundlichere Politik als ihr Konkurrent mache: «Ich habe das CO2-Gesetz und den Klimaartikel unterstützt.»
Dass sie jetzt aber plötzlich das Programm ihrer drei Unterstützerinnen von Mitte-Links übernehme, werde nicht geschehen. «Ihr Entscheid fiel deshalb auf mich, weil sie eine moderatere Persönlichkeit unterstützen wollen als Benjamin Giezendanner.»
Hier gibt es den Talk mit Marianne Binder und Benjamin Giezendanner in voller Länge zu sehen:
Auf Unterstützung aus anderen Parteien kann aber nicht nur Marianne Binder zählen. Auch Benjamin Giezendanner erhält Schützenhilfe, und zwar von der FDP. Die Freisinnigen wollen den Transportunternehmer im zweiten Wahlgang unterstützen, weil Marianne Binder zu links sei.
Der Streit um die Energiepolitik
Zur Sache ging’s im Talk beim Thema Energiepolitik, insbesondere bei der Frage nach neuen AKW. Gefragt nach den jeweiligen Positionen zum AKW-Moratorium entgegnete Binder: «Da ich im Aare- und Limmattal aufgewachsen bin, hatte ich nie grosse Berührungsängste zur Kernkraft. Aber das Volk hat einen klaren Entscheid gefällt: Nämlich, dass man mit den aktuellen Technologien keine neuen Kernkraftwerke bauen soll. Und da stehe ich dahinter.» Es gebe aber kein Verbot zur Erforschung neuer Technologien. Wenn also Kernkraft mit neuen Technologien möglich sei, habe sie dafür eine gewisse Offenheit.
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Benjamin Giezendanner auf der anderen Seite forderte schnelle Lösungen, um das Energieproblem in den Griff zu bekommen. Und griff Konkurrentin Binder sogleich an: «Jetzt erwarte ich von dir in den nächsten drei Wochen, dass du der Aargauer Bevölkerung Antworten lieferst. Wir sind ein Energiekanton, und wir brauchen eine preisgünstige und sichere Stromversorgung.» Falls sie sich für die Gaskraft ausspreche, wäre es sicher spannend, was die Klimaallianz davon halten würde, die Binder ja unterstützen soll, sagte Giezendanner weiter.
Binder liess sich diesen Frontalangriff aber nicht gefallen und konterte: «Weisst du, was ich von dir erwarte? Dass gerade ihr, die SVP, den Volkswillen endlich umsetzt.» Die Stimmenden hätten schliesslich die Energiestrategie angenommen. «Ihr könnt nicht dauernd jedes Windrad und jede Möglichkeit für neue Technologien verhindern. Das Volk hat bisher keinen anderen Entscheid gefällt.»
Wahlkampf ist definitiv neu lanciert
Es ist ein heisser Startschuss in die Fortsetzung des Ständeratwahlkampfs im Kanton Aargau. Der Schlagabtausch zwischen den beiden Konkurrenten um den letzten Sitz im Stöckli dürfte sich in den nächsten rund drei Wochen noch intensivieren. Die Karten, sie sind nicht nur neu gemischt, sondern bereits ausgeteilt.
(red)