«Ich habe mich wegen meiner Kinder dazu entschieden», sagt Sonja aus Niederbipp gegenüber Argovia Today. Sie würde sich wünschen, dass ihre Kinder eine Spende bekommen würden, wenn sie sie bräuchten. Sonja hat sich vor sechs Jahren dazu entschieden, sich für die Blutstammzellen-Datenbank anzumelden. Mit einer Stammzellenspende könnte sie das Leben eines Patienten mit einer Blutkrankheit retten. «Es ist ja nichts Schlimmes. Es wird mir ja nichts weggenommen, das ich später nicht mehr habe», sagt die 32-Jährige im Gespräch.
Letzten Winter erhielt Sonja dann einen Anruf vom Schweizerischen Roten Kreuz (SRK). Sie sei eine mögliche Spenderin, hiess es damals. «Ich habe nach dem ersten Telefonat schon geweint, weil ich mich so gefreut habe.» Damals wusste die Mutter noch nicht, dass sie alle Gesundheitschecks bestehen und ihre Stammzellen tatsächlich passen würden. «Ich wurde von Kopf bis Fuss durchgecheckt», erinnert sie sich. «Dann kam die Entscheidung, ich bin genau die Spenderin, die gebraucht wird.»
Etwa fünf Monate lagen zwischen der Bestätigung und dem eigentlichen Spendentag. Während der Zeit konnte sie sich immer mit Fragen an das SRK wenden und hätte sich auch jederzeit umentscheiden dürfen. Das kam allerdings laut Sonja nicht infrage: «Ich wusste von Anfang an, wenn ich ja sage, dann ist es ein ja. Eigentlich sage ich schon seit sechs Jahren ja.»
Im Juni 2023 machte sich Sonja auf den Weg ins Spital – der Tag der Entnahme war gekommen. Sie hatte sich dafür entschieden, die Stammzellen direkt aus dem Knochenmark zu entnehmen. Diese Methode wird in der Schweiz nur noch in 20 Prozent der Fälle angewendet. «In der Regel werden bei der peripheren Methode Spritzen gelegt, welche die weissen Blutkörperchen vermehren und das wollte ich nicht. Deshalb habe ich mich für die Operation entschieden.» Die Stammzellen wurden ihr aus dem Beckenknochen entnommen.
«Vorher musste ich mit einer speziellen Seife duschen – damit ich keimfrei bin», erzählt Sonja. Danach bekam sie eine Vollnarkose und spürte von der Entnahme nichts. Als sie wieder aufwachte, hatte Sonja keine Schmerzen. Sie war ein wenig müde, doch konnte bereits am Abend wieder nach Hause. «Für eine Woche hatte ich ein Arztzeugnis. Aber ich hätte es eigentlich gar nicht gebraucht», sagt sie.
Angst hatte Sonja in der ganzen Zeit keine. Sie betont auch, dass sie sehr gerne gespendet hat. Für die nächsten zwei Jahre ist Sonja nun als Spenderin reserviert. «Es kann sein, dass er oder sie ein Rückschlag hat und nochmals eine Stammzellenspende braucht.» In diesem Fall könnten die Ärzte wieder auf Sonja zurückgreifen. Anschliessend kommt sie wieder in die Datenbank. «Ich würde jederzeit wieder spenden», ist sich die 32-Jährige sicher.
Sonja würde sehr gerne erfahren, wem sie Stammzellen gespendet hat. Weil es in der Schweiz nicht möglich ist, dass der Spender und die Empfängerin Kontakt miteinander aufnehmen, hat sie der Person über das SRK einen Brief geschrieben. «Der kommt dort an und dann machen sie den Brief auf, lesen den Brief und falls etwas Persönliches drinstehen sollte, wie der Name oder die Adresse, streichen sie das raus.»
Sonja ist auch danach noch überzeugt, dass man durch eine Spende überhaupt keine Nachteile hat. «Man soll es doch einfach machen und sich registrieren lassen», sagt sie weiter. «Es gibt so viele Menschen, die eine Spende brauchen. Es ist so ein kleiner Aufwand, der wirklich viel bewirken kann.» Ob ihre Spende geholfen und die Person überlebt hat, weiss sie nicht. Die Ärzte dürfen keine Auskunft geben.
*Name ist der Redaktion bekannt