Grosser Rat

Standesinitiative zur KV-Reform geht nicht nach Bern

· Online seit 22.06.2021, 18:27 Uhr
Die Standesinitiative der SVP im Grossen Rat, die die KV-Reform «Kaufleute 22» stoppen will, tritt ihre Reise nach Bern nicht an. Der Grosse Rat stimmte teilweise mit der Kritik am Vorhaben überein, stellte sich aber insbesondere gegen das Mittel der Standesinitiative.
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Die SVP-Fraktion im Aargauer Grossen Rat wollte mit einer Standesinitiative das Bundesparlament dazu auffordern, die KV-Reform 2022 der Grundbildung der Kaufleute zu stoppen und einer neuen Reform Platz zu machen. Der Grosse Rat stimmte am Dienstag aber mit 83 zu 46 gegen die Erheblicherklärung der Standesinitiative.

Qualität der Ausbildung durch Reformvorhaben infrage gestellt

Das KV sei der meistgewählte Lehrberuf und Grundstein der gut funktionierenden Wirtschaft. «Die Reform würde die Qualität der Ausbildung massiv verschlechtern», sagte Maya Meier im Parlament. Die SVP kritisiert in ihrem Vorstoss die geplante Aufhebung der Fächerstruktur hin zu Handlungskompetenzfeldern. «Handlungskompetenzen zu unterrichten, ohne vorgängig Grundlagen zu vermitteln, ist wie ein Dach zu bauen, ohne Mauern zu erstellen», schreibt die Partei. Dass das Fach «Rechnungswesen» erst ab dem dritten Lehrjahr angeboten würde und dazu noch optional belegt werden könne, reduziere zudem den Anspruch auf wirtschaftliche Fachkompetenz der Auszubildenden. Die SVP stellt sich ausserdem gegen die Abschaffung eines der drei Leistungszüge (B- oder E-Profil) und die Reduktion von zwei obligatorischen Fremdsprachen auf eine.

Inhaltlich einverstanden, die Form ist aber falsch

Alle anderen Fraktionen lehnten die Erheblichkeitserklärung ab. Gab es inhaltlich teilweise Zustimmung, so störten sich die meisten am Instrument Standesinitiative. Dieses richte sich an die falsche Adresse: So seien die Berufsverbände und nicht die Politik für Reformen zuständig, kritisierte etwa Alfons Kaufmann (Mitte). Suzanne Marclay (FDP) unterstrich den Reformbedarf und unterstützte auch die inhaltliche Kritik des Vorstosses. Trotzdem würde eine Mehrheit der Fraktion gegen die Erheblichkeitserklärung stimmen. Stattdessen forderte sie den Regierungsrat und die Verbände auf, sich für Korrekturen bei der Reform einzusetzen.

Maya Meier gab den Kampf nach der Niederlage im Grossen Rat im Interview mit ArgoviaToday noch nicht auf: «Mit dem breiten Konsens, der heute inhaltlich herrschte, müsste es möglich sein, die Reform noch zu stoppen. Über welchen Kanal auch immer. Wo ein Wille, da auch ein Weg.» Dass sich nun nur die Verbände gegen die Reform wehren sollen, sieht sie aber nicht ein. Die Politik habe sehr wohl etwas zu sagen. Auf politischen Druck im Nationalrat hin sei die Reform bereits um ein Jahr verschoben worden. Das letzte Wort scheint also noch nicht gesprochen.

veröffentlicht: 22. Juni 2021 18:27
aktualisiert: 22. Juni 2021 18:27
Quelle: ArgoviaToday

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