Wer momentan einen Lernfahrausweis beim Aargauer Strassenverkehrsamt bestellt, wird sofort auf die langen Wartezeiten verwiesen. Auf der Homepage steht etwa: «Bitte beachten Sie, dass jede Gesuchs-Bearbeitung drei bis vier Wochen dauert. Es können keine Gesuche vorgezogen werden». Verärgert melden sich deshalb User bei ArgoviaToday und tun ihren Unmut kund. Viele haben sich beispielsweise jetzt im Sommer eine Vespa gekauft und möchten noch vor dem nächsten Wintereinbruch damit herumkurven. Wo aber liegt das Problem?
Land unter im Strassenverkehrsamt
«Die längeren Wartezeiten insbesondere bei den Lernfahrausweisen sind korrekt. Aktuell dauert es zirka vier Wochen, so wie auf unserer Homepage kommuniziert», erklärt Annette Kielholz vom zuständigen Departement Volkswirtschaft und Inneres. Gründe für die lange Zeitspanne sei die erhöhte Nachfrage: «Pro Tag gehen zwischen 80 und 200 Gesuche für Lernfahrausweise ein. Dazu kommen rund bis zu 150 weitere Führerausweise, welche ausgestellt werden müssen.»
Viele Personalabgänge
Wer mit Mitarbeitenden des Strassenverkehrsamts das Gespräch sucht, erfährt, dass es in letzter Zeit zu vielen Personalabgängen gekommen sei. War der Arbeitsdruck durch die vielen Gesuche zu gross oder gibt es einen Fachkräftemangel? «Das Strassenverkehrsamt leidet aktuell nicht unter einem Fachkräftemangel, aber es gab tatsächlich aufgrund von Abgängen, durch Pensionierung und Wegzug, mehrere Neueinstellungen. Diese müssen nun eingearbeitet werden», sagt Anette Kielholz. Und diese Einarbeitungszeit benötige auch eine gewisse Zeit und beanspruche zusätzlich die Ressourcen der Mitarbeitenden, welche die neuen einarbeiteten, so die Mediensprecherin: «Es ist ist anspruchsvoller, als man auf den ersten Blick vielleicht denken könnte. Bis jemand reibungslos und sattelfest arbeiten kann, muss man etwa ein halbes Jahr rechnen, gerade bei komplexeren Ausweisgesuchen.»
Auch vermehrt ausländische Umschreibungen
Nebst den Lern- und Fahrausweisen kommt es auch bei Umschreibungen von ausländischen Führerausweisen zu langen Wartezeiten. «20 bis 50 solche Gesuche bekommen wir aktuell pro Tag zugeschickt», erklärt Kielholz. Die Nachfrage ist vermutlich durch die zahlreichen Geflüchteten aus der Ukraine in den letzten Monaten stark angestiegen.
Was kann man tun, um rascher an den Fahrausweis zu kommen?
«Bitte Geduld haben und nicht anrufen», erklärt Annette Kielholz mit einem Schmunzeln. Pro Jahr bekommt das Strassenverkehrsamt rund 330'000 Anrufe, was bedeutet, dass jeder zweite Aargauer pro Jahr mindestens einmal die Nummer des Strassenverkehrsamts wählt.
Wer nun hofft, durch einen Anruf schneller an die gewünschten Dokumente zu kommen, irrt. «Es können keine Gesuche vorgezogen werden», heisst es auf der Homepage und auch auf dem automatischen Telefonbeantworter, welcher in der Zwischenzeit wegen der starken Nachfrage eingerichtet wurde. Kielholz: «Durch das telefonische Nachfragen erhalten Sie keine Bestätigung, dass das Formular eingetroffen ist, weil die Gesuche erst bei der Bearbeitung erfasst werden. Vorher kann aus Kapazitätsgründen nicht auf einzelne Gesuche eingegangen werden.»
«Formulare korrekt einreichen»
Für alle, welche trotzdem bei der Beschleunigung der Verarbeitung weiterhelfen möchten, hat Kielholz einen Tipp: «Reichen Sie die Lernfahrgesuche vollständig ausgefüllt und korrekt ein. Bei vielen fehlen das Foto oder die Unterschrift der Eltern.» In solchen Fällen kann es gut vorkommen, dass das Formular retourniert wird und danach erneut mit einer Wartezeit gerechnet werden muss.