Ein 22-jähriger Rekrut ist am Dienstagmorgen beim Schützenhaus in Bremgarten bei einem Schiessunfall gestorben. In einem Duro hat sich ein Schuss aus einem Sturmgewehr gelöst und den Soldaten am Kopf getroffen. Nähere Angaben zum Unfallhergang wollte die Armee bisher nicht machen. Auch auf Anfrage von der Today-Redaktion hält sich die Armee bedeckt. Die Frage, wie das trotz allen Sicherheitsvorschriften passieren konnte, bleibt nach wie vor offen.
Der Bruder des toten Soldaten hat in der Nacht auf Mittwoch einen Nachruf auf der Social-Media-Plattform Tiktok veröffentlicht. Dazu hat er «Ruhe in Frieden, Soldat» geschrieben. Die Anteilnahme ist gross. «Mein herzliches Beileid. Es tut mir so leid für diesen jungen, anständigen Mann», schreibt eine Userin. «Mein Beileid der Familie. Unsere Gedanken sind bei ihnen!», schreibt ein junger Mann.
Quelle: CH Media Video Unit
Auch die Truppe ist nach dem Vorfall geschockt, wie Silvano Barilli, Kommandant vom Lehrverband Logistik, gegenüber Tele M1 berichtet. Er war nach dem tödlichen Unfall bei den Truppen. «Es geht ihnen schlecht. Es herrscht grosse Bestürzung und grosse Trauer. Jeder ist mit seinem Schmerz beschäftigt.»
Quelle: Tele M1 / CH Media Video Unit / Linus Bauer
Als Sicherheitsexperte Marc Baumann, Gründer von «Plan B Training» und ehemaliger Fachberufsunteroffizier in der Schweizer Armee, von dem Vorfall hörte, war seine Betroffenheit gross. «Mein Beileid und Anteilnahme gehört der Familie und allen Beteiligten, die vor Ort waren», sagt er im Gespräch mit Tele M1.
Aus seiner Sicht ist das ein Unfall, der aufgrund menschlicher Faktoren durchaus passieren kann. Ihm zufolge müssen von den Übungsleitern bis zu den Soldaten alle ihre Verantwortung wahrnehmen. Die einzelnen Elemente der militärischen Grundausbildung an der Waffe müssen laut dem Sicherheitsexperten zu jedem Zeitpunkt konsequent umgesetzt werden. «Dazu gehört auch Disziplin. Wenn man die nicht hat, dann können solche Unfälle passieren», sagt er weiter. Die Ausbildung an der Waffe gehört zu der technisch anspruchsvollsten und verlangt viel Aufmerksamkeit.
Während des Dienstes tragen die Armeeangehörigen die Waffe so gut wie immer mit sich. Baumann zufolge hat jeder das Wissen dazu, wie man eine persönliche Sicherheitskontrolle umsetzt, um solche Szenen wie in Bremgarten zu vermeiden. Oftmals sieht das aber anders aus: «Das Schiessen ist fertig, die Verantwortung ist abgegeben, da das Entladen gemacht ist und alles ist gut», sagt Baumann. So darf das eigentlich nicht ablaufen, wie er weiter berichtet.
Mehr Bewusstsein im Umgang mit Waffen
Obwohl Baumann der Meinung ist, dass vieles im Militär richtig laufe, siehe er doch Änderungsbedarf. «Aus meiner Erfahrung wird zu wenig Fokus darauf gelegt, dass man auch wirklich explizit Übungsleiter im Schiessen ist, und nicht entweder Zug- oder Gruppenführer», so der Sicherheitsexperte. Die Übungsleiterausbildung der Milizkader müsse daher in die Pflicht genommen werden und von Berufspersonal konsequent umgesetzt werden, betont er.
Darüber hinaus will er an die Verantwortung des Einzelnen appellieren, was es bedeutet, eine Waffe bei sich zu tragen. «Auch wenn die Entladekontrolle durchgeführt wurde, ‹eine Waffe ist immer als geladen zu betrachten›. Das gilt, bis die Waffe zu Hause deponiert ist. Selbst dann muss einem immer noch bewusst sein, dass man die Verantwortung hat. Das hört nicht auf, bis man die Waffe abgibt», sagt Baumann.
Was genau am Dienstagmorgen auf dem Militärgelände der Kaserne Bremgarten passiert ist, ist ein Fall für die Militärjustiz. Ob sich der Schuss aus der eigenen Waffe oder der eines Kameraden gelöst hatte, muss jetzt abgeklärt werden.