Im Sommer vor einem Jahr spielte der damals 18-jährige Ukrainer bereits beim FC Wohlen. Nach Ablauf seines Touristenvisums musste er die Schweiz wieder verlassen. Dies, obwohl der Verein sich für ihn starkgemacht hatte. Der Kampf um eine längerfristige Aufenthaltsbewilligung für den talentierten Ukrainer scheiterte, er erfüllte die Bedingungen des Migrationsamts nicht.
Trotzdem blieb Anatolyi Kozlenko Teil des FC Wohlen. «Die ganze Mannschaft war mit ihm in den Mannschaftschats immer wieder in Kontakt», sagt Sportchef Alessio Passerini. Als am 24. Februar der Krieg in der Ukraine ausbrach, setzten sich der Sportchef und die Spieler des FC Wohlen für ihren Teamkollegen ein (ArgoviaToday berichtete). Alessio Passerini telefonierte regelmässig mit ihm. «Ich habe täglich versucht, ihn zu erreichen. Ich wusste immer, wo er gerade ist, und wie es ihm geht», sagt Passerini. Der Club sammelte Spenden und die Spieler spendeten auch einiges selber (ArgoviaToday berichtete). «Sie haben die gesamte Mannschaftskasse für ihn geopfert, damit er und seine Familie irgendwo Sicherheit finden.»
«Er ist jetzt in Sicherheit»
Und das hat geklappt. Am Sonntag stand Anatolyi Kozlenko mit der zweiten Mannschaft des FC Wohlen beim Spiel gegen den FC Windisch auf dem Feld. Vor etwas über zwei Wochen schaffte er es, aus der Ukraine auszureisen. Er sei in der Region bei Privaten untergebracht und trainiere seit zwei Wochen wieder mit dem FC Wohlen. Dass er Fussball spielt, sei aber nicht die Hauptsache, meint Alessio Passerini. «Er ist jetzt in Sicherheit. Es ist das, was zählt.»
Wieder Freude finden
Trotzdem – auch der Fussball hilft. «Tagtäglich hört Anatolyi von seinen Mitmenschen, die in der Ukraine jetzt an der Front sind. Das ist nicht einfach», sagt Passerini. Sein Vater sei etwa noch immer in der Ukraine. Ebenso andere Familienmitglieder und Freunde.
Der Sport, der lenke davon etwas ab. «Der Fussball gibt ihm die Freude zurück. Man sieht das in den Trainings. Das tut ihm gut», meint Passerini. Ausblenden könne er das andere aber nicht.
Jetzt heisst es: Ankommen
In Zukunft möchte Anatolyi Kozlenko auf eigenen Beinen stehen. Als Nächstes wolle der Ukrainer deshalb in der Arbeitswelt ankommen. «Er kann gut Englisch, lernt jetzt Deutsch und ist auch motiviert, einer Arbeit nachzugehen», sagt Passerini. Er ist zuversichtlich, dass der 19-jährige Ukrainer schon bald in der Schweiz Fuss fassen wird. Auch, weil der FC Wohlen ihn dabei unterstützt.