Spreitenbach

Umsteigezeiten der Limmattalbahn sorgen für rote Köpfe

30.01.2023, 09:31 Uhr
· Online seit 19.01.2023, 09:08 Uhr
Seit rund fünf Wochen fährt die Limmattalbahn durch Spreitenbach und bringt grossen Ärger bei der Bevölkerung mit sich. Grund: Die Umsteigezeiten sind zu kurz. Das sieht sowohl der Kanton als auch Aargau Verkehr anders.
Anzeige

Die Limmattalbahn fährt nun seit rund fünf Wochen durch Spreitenbach. Sie soll für eine bessere Verbindung Richtung Zürich sorgen. Alle 15 Minuten fährt eine Bahn von der Gemeinde Spreitenbach in den Nachbarkanton. Ebenfalls befahren wird der beliebte Umschlagbahnhof Dietikon. Doch was für die Spreitenbacher Bevölkerung eigentlich als Erleichterung hätte dienen sollen, wird zum Aufreger, wie uns ein Leserreporter berichtet. Auch bei Social Media ist es ein beliebter Streitpunkt.

Kurze Umsteigezeiten sorgen für Aufregung

Grund für die Aufregung ist, dass man zwischen der Haltestelle Bahnhof Dietikon und dem Zug Richtung Zürich lediglich eine Umsteigezeit von knapp vier Minuten hat. Zu eng bemessen für die Zugfahrenden, jedoch machbar laut Statistik, wie Michael Briner, Kommunikationsverantwortlicher von Aargau Verkehr (AVA) erzählt: «Für den Bahnhof Dietikon ist eine Mindestumsteigezeit von drei Minuten definiert worden. Der aktuelle fahrplanmässige Anschluss von vier Minuten liegt folglich darüber. Im Regelfall, also bei einer pünktlichen Ankunft der Linie 20, kann der Anschluss mühelos erreicht werden.» Jedoch gesteht Briner ein: «Bei einer verspäteten Ankunft der Limmattalbahn ab zwei Minuten wird es allerdings sehr knapp.» In den vergangenen zwei Wochen trat das bei allen Fahrten in den Morgenstunden in lediglich vier Fällen ein. Somit kam es in 94 Prozent zu keiner Verspätungen.

Weiter sind laut Briner Rollstuhlfahrende sowie Personen, welche einen Kinderwagen dabei haben, nicht in der Statistik miteinbezogen. Er sagt: «Die erwähnte Mindestumsteigezeit berücksichtigt diese Faktoren nicht. Reisenden mit Kinderwagen oder mit eingeschränkter Mobilität empfehlen wir, die Umsteigezeit im Online-Fahrplan anzupassen und damit eine möglichst angenehme Verbindung zu wählen.»

Vom Ortsbus ins Tram, vom Tram in den Zug

Vor der Limmattalbahn fuhr der Bus 303 an den Bahnhof Dietikon und deckte einen grossen Teil Spreitenbachs ab. Diese direkte Verbindung fällt seit der Einführung der Limmattalbahn jedoch weg. Stattdessen hat der Kanton in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Spreitenbach einen Ortsbus eingeführt. Dieser befährt zwar neben den vorherigen Haltestellen der Buslinie 303 vier weitere Haltestellen, jedoch muss man nun ein weiteres Mal umsteigen – was die Fahrt nicht angenehmer gestaltet.

Zudem kommt, dass auch die Umsteigezeit zwischen Ortsbus und Tram lediglich zwei Minuten beträgt. Wie Simone Britschgi, Mediensprecherin des Departement Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau, sagt: «Die Haltestelle der Ortsbus-Linie 13 ist auf demselben Perron wie die der Tramlinie 20 Richtung Killwangen. Für die Gegenrichtung Richtung Dietikon müssen die beiden Gleise überschritten werden.» Zeitlich ist das laut Britschgi möglich. Auch für Rollstuhlfahrende und Personen mit Kinderwagen sei ein zeitliches Umsteigen machbar: «Es handelt sich in beiden Fällen um einen niveaugleichen Umstieg, der sowohl mit Rollstuhl als auch mit Kinderwagen in zwei Minuten möglich sein sollte.» Weiter sagt Brischgi, dass in den ersten Betriebswochen die Busse die Anschlüsse von der Limmattalbahn irrtümlicherweise nicht abgewartet haben, seit Jahresbeginn klappen die Anschlüsse aber ohne Probleme.

Während der AVA bestätigt, dass bereits einige Reklamationen aufgrund der verkürzten Umsteigezeiten aufgetreten sind, soll beim Kanton bislang keinerlei Beschwerde eingegangen sein.

Umsteigezeiten sollten in Zukunft länger werden

Bei einem neuen Fahrplan mit einem neuen Verkehrsmittel in einer neuen Umgebung muss sich das ganze System mit den anderen Verkehrsteilnehmern erst einmal einspielen. Jedoch konnten in den vergangenen Wochen «wichtige Optimierungen» vorgenommen werden, wie Briner weiter ausführt. «Wir gehen daher davon aus, dass sich die Pünktlichkeit der Limmattalbahn weiter verbessern und dadurch die angesprochenen Anschlussverbindungen ebenfalls noch angenehmer werden.» Weiter soll in den Hauptverkehrszeiten einen 7,5-Minuten-Takt eingeführt werden, um grosszügige Übergangszeiten zu ermöglichen. «Allerdings hätten das längere Reisezeiten über die gesamte Reisekette zur Folge. Dazu notwendig wären eine entsprechende Angebotsnachfrage durch die Kantone und die Beschaffung zusätzlicher Stadtbahnen», bemerkt Briner.

Quelle: Video vom Mai 2022 / Silja Hänggi / Beitrag vom 28. November 2022

«Es ist verständlich, dass viele Fahrgäste ihr gewohntes Verhalten anpassen und sich an die neuen Verbindungen gewöhnen müssen», fügt Briner an.  Die Empfehlung der Fachperson: «In wichtigen Fällen sollte man mehr Reise- und Übergangszeit einzuplanen.» Dies könne in den meisten Online-Fahrplänen individuell angepasst werden.

veröffentlicht: 19. Januar 2023 09:08
aktualisiert: 30. Januar 2023 09:31
Quelle: ArgoviaToday

Anzeige
Anzeige
argoviatoday@chmedia.ch