Folgen des Hitzesommers

«Uns sterben die Fichten weg»: Der Aargauer Wald leidet

· Online seit 21.09.2022, 06:01 Uhr
Frühling, Sommer und schon kommt der Winter. Nach dem Hitzesommer leidet der Aargauer Wald noch immer. Viele Bäume haben bereits im August ihre farbigen Blätter verloren und zu allem Übel feiert der Borkenkäfer dank der Trockenheit nun seine Massenvermehrung.
Cornelia Suter
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Der Kanton Aargau zählt zu den waldreichsten Kantonen der Schweiz. Rund ein Drittel unserer Kantonsfläche ist mit Wald bedeckt. Und gerade dieser Wald hat momentan stark zu kämpfen, wie Ueli Lüscher vom Forstbetrieb Region Aarau erklärt: «Es gibt enorme Schäden. Die Natur hat zwar jetzt gut reagiert und es hat ein wenig geregnet, aber die Bäume erholen sich nicht so schnell.»

Herbst hat bereits im August stattgefunden

Bereits während der Badesaison im August haben sich die Blätter der Bäume im Aarauer Schachen verfärbt. Wie im Herbst konnte damals schon mitten im Hochsommer durchs Laub gewatet werden. Ein Schutzmechanismus der Bäume, erläutert Lüscher: «Sie trotzen so der Trockenheit. Die Bäume lassen die Blätter fallen, damit sie weniger Wasser brauchen.» Noch verheerender wird es laut dem Forstwart jedoch, wenn die Baumkrone langsam beginnt abzusterben. «Der Wiederaufbau danach dauert teilweise Jahrzehnte», ergänzt Lüscher.

Entscheidend, wie gut die Bäume den trockenen Sommer verkraftet haben, sei jedoch die Bodenbeschaffenheit. «Ein lättiger Boden nimmt viel mehr Feuchtigkeit auf. Im Aarauer Schachen haben wir jedoch Kiesboden. Da versickert das Wasser. Die Bäume bleiben somit auf der Strecke», erklärt Ueli Lüscher.

Wird unsere 4000 Kilometer lange Waldrandgrenze im Kanton Aargau also diesen Herbst nicht mehr leuchtend bunt? «Doch, doch», beschwichtigt Ueli Lüscher. Aber: Nur noch die wenigen Bäume, die jetzt grün sind, verlieren die Blätter. Ganz so tief kann man also dieses Jahr nicht mehr im Herbstlaub waten.

Borkenkäfer-Plage

Durch den Rekord-Hitzesommer konnte sich zu allem Übel auch der Borkenkäfer stark vermehren, was gerade für das Nadelgehölz prekäre Auswirkungen hat: «Vor allem die Fichten sterben uns weg. Die Nadelbäume allgemein sind schon viel weniger geworden. Wenn das so weitergeht, werden wir bald nur noch Laubholz haben.» Deshalb hofft Ueli Lüscher zusammen mit seinen Forstmitarbeitern auf einen möglichst kalten und nassen Winter: «Dann ist der Borkenkäfer schneller weg und richtet nicht mehr allzu grossen Schaden an.»

Bald gar kein Herbst mehr? 

Wie es in den nächsten Jahren weitergehen wird mit dem Aargauer Wald, kann der Forstwart nicht sagen. «Die Klimaveränderungen sind sehr schwer vorherzusagen. Extremwetterveränderungen wird es immer wieder geben. Schon 2018 war ein sehr trockenes Jahr, 2019 und 2020 ebenfalls. Letztes Jahr durften die Bäume und Pflanzen etwas aufatmen, doch nun, im 2022, ist es wieder sehr prekär.» Vor allem der nächste Frühling dürfte laut Lüscher deshalb massgebend sein. Wird dieser eher regnerisch und kühl, so haben die Bäume eine Chance, sich gut zu erholen. Und dann dürften wir, ohne erneuten Hitzesommer selbstverständlich, wieder auf einen raschelnden Spaziergang im Herbstlaub hoffen.

veröffentlicht: 21. September 2022 06:01
aktualisiert: 21. September 2022 06:01
Quelle: ArgoviaToday

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