Wir Schweizerinnen und Schweizer sind mit unserer Trinkwasserversorgung regelrecht verwöhnt: Hahn auf, Glas voll, Hahn zu. Doch bevor es bei uns im Glas landet, muss es einen langen Weg auf sich nehmen. In der Natur fliesst es über Steine, Schotter und tief durch den Untergrund. Dabei nimmt es Mineralien wie Magnesium und Kalzium, also Kalk, auf. Je mehr dieser Mineralien aufgenommen werden, desto härter ist das Wasser. Dass das Trinkwasser im Aargau mehr Kalk enthält als im Rest der Schweiz, ist vielen bekannt. Doch weshalb ist das der Fall und welche Gemeinden sind besonders davon betroffen?
Warum gibt es im Aargau so viel Kalk?
Die durchschnittliche Härte von Aargauer Trinkwasser beträgt 32 Grad französische Härte, im Fachjargon geschrieben °fH, und somit einiges höher als im Rest der Schweiz. Im nördlichen Kantonsteil wird der Mittelwert nochmals überschritten. «Das liegt an den dortigen Gipskeuperschichten», so Sara Gloor, Mediensprecherin Departement Gesundheit und Soziales. Dabei handelt es sich um erdgeschichtlich weit zurückreichende Sedimentablagerungen, die während der Hebung Mitteleuropas und der entsprechenden Abnahme der Meereseinflüsse entstanden sind. Gips enthält jede Menge Kalk. Die Härte solcher vom Sickern durch Gipskeuper geprägten Trinkwasserfassung kann somit >45 bis annähernd 60 °fH betragen.
Obwohl die Wasserversorgungen es meist verhindern, dieses harte Wasser zu verwenden, wird es jedoch beigemischt, wenn die normal-harten Wasserressourcen mengenmässig knapp werden.
Wie hart ist mein Wasser?
Eingeteilt wird das in der Schweiz in sechs Stufen. Gemessen wird dies in französischen Härtegraden (°fH).
Hier siehst du, wie hart das Wasser in deiner Gemeinde ist:
Was für Auswirkungen hat Kalk?
Kalk ist im Haushalt zwar lästig, für uns Menschen jedoch nicht schädlich. Ganz im Gegenteil: Ein hoher Kalziumgehalt des Trinkwassers kann hilfreich sein, den Kalzium-Bedarf des Körpers zu decken. Zudem finden die Konsumierenden hartes Wasser geschmacklich besser als sehr weiches oder enthärtetes Wasser. Es erstaunt deshalb nicht, dass das unveränderte Leitungswasser aus den Aargauer Wasserversorgungen im Geschmack einen guten Ruf hat.
Ganz anders sieht es mit den Problemen im Haushalt aus. Wenn kalkhaltiges Wasser mit alkalischen Stoffen wie Seife in Kontakt kommt, erhitzt, verdampft oder verdunstet wird, dann werden Kalksteine gebildet. Davon betroffen sind meist Wasserkocher, Waschmaschinen, Brauseköpfe und Warmwasser führende Leitungen. Neben chemischem Kalkentferner, welcher in den Läden zu kaufen ist, gibt es auch so einige Hausmittel. Dazu gehören beispielsweise Essig und Zitrone.
Wie kann man dem Kalk entgegenwirken?
Ganz loswerden kann und sollte man den Kalk nicht. Doch mit gewissen Massnahmen kann man den Kalkablagerungen etwas entgegenwirken. Das mit sogenannten Enthärtungsanlagen. Hierbei gibt es zwei verschiedene Varianten. Bei der chemischen (Ionenaustauscher) werden Kalzium und Magnesiumbestandteile im Wasser durch Natrium ausgetauscht. Diese Variante wird jedoch vor allem von Medizinern bemängelt, da es zu einer erhöhten Natriumaufnahme kommt. Zudem wird ohne eine ergänzende Chemikaliendosierung das Wasser aggressiv und kann die Leitungen angreifen. Bei der physikalischen (zum Beispiel Permanentmagnete) handelt es sich um eine Enthärtungsanlage, welche die Verkalkungen von Inneninstallationen durch Magnetisierung oder elektromagnetische Wassernachbehandlungen verhindert.
Eine Enthärtung des Trinkwassers ist erst bei einem Härtegrad von über 30°fH zu empfehlen. Weiter soll die Resthärte nicht unter 12–15 °fH sinken.