Aargau

Wassermangel: Trotzdem spritzt die Feuerwehr bei Übungen literweise Wasser

15.08.2022, 06:20 Uhr
· Online seit 15.08.2022, 06:16 Uhr
Verärgert melden sich bei ArgoviaToday Anwohnende, welche von einer Feuerwehrübung überrascht werden und dabei zusehen, wie literweise Wasser scheinbar verspritzt wird. Was es damit auf sich hat, haben wir beim Feuerwehrverband gefragt.
Cornelia Suter
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Seit Wochen rufen die Gemeinden im Kanton auf, Trinkwasser zu sparen. Keine unnötige Pflanzenbewässerung mehr, kein Autowaschen, keine Gartenpools befüllen. Und was macht die Feuerwehr? Diese plant, ausgerechnet im Hitzemonat August, ihre routinemässigen Feuerwehrübungen. Ganz zum Erstaunen der Bevölkerung spritzt sie dabei scheinbar hektoliterweise Löschwasser durch die Gegend.

«Das ist jetzt bei dieser Dürre sicher nicht angebracht»

So wurden beispielsweise bei einer Feuerwehrübung im Seetal gleich mehrere Anwohner überrascht, als plötzlich die Feuerwehr für eine Übung aufmarschierte und das Wasser in Strömen floss. «Das ist sicher gerade jetzt bei dieser Dürre nicht angebracht. Diese Übung hätte verschoben werden können», ärgert sich ein Anwohner und ergänzt: «Wir dürfen unsere Pflanzen nicht giessen und sie verschwenden das Wasser.»

Feuerwehrpräsident hat Verständnis für die Aktion

«Wenn die Gemeinde dazu aufruft, Trinkwasser zu sparen, dann darf die Feuerwehr sicher nicht unnötig Wasser vergeuden», ist auch der Präsident des Aargauischen Feuerwehrverbands, Fabian Engel, einig mit den Anwohnern. Aber: «Hierbei handelte es sich wohl um eine Pflichtübung. Die Feuerwehr-Instruktoren müssen kontrollieren, wie beispielsweise ein abgelegener Bauernhof auf einem Berg im Ernstfall mit Wasser versorgt werden kann. Dazu muss das Wasser vom Hydrant im Dorf genutzt werden. Die Feuerwehr macht dann Messungen, es werden Pumpen zugeschaltet und dann wird für ungefähr 5 Minuten Wasser gespritzt. Dieses Wasser geben wir dann, als Geschenk, an die Natur ab. Das können wir ja schlecht wieder ins Hydrantennetz zurückgeben.»

Trotzdem versteht er, dass die momentanen Spritzwasserübungen bei einigen Aargauerinnen und Aargauern nicht gerade gut ankommen: «Ich habe Verständnis, wenn die Leute sagen: ‹Jesses Gott, das viele Wasser!›», gesteht Fabian Engel. Die Feuerwehr sei jedoch stets bedacht, Wasser zu sparen. So beispielsweise auch bei einem Ernstfall, wenn keine Rettung mehr in Sicht sei.

"In der heutigen Zeit, und gerade jetzt, wenn relativ wenig Wasser da ist, ist es eher die Taktik, nicht einfach Hektoliter Wasser in das Gebäude hinein zu pumpen, wenn es nicht mehr viel bringt», erklärt Engel. Beispielsweise würde man bei einem Bauernhofbrand die Priorität auf den Schutz der Umgebung und die Rettung von Tieren legen.

Notreserve im Reservoir für Löscharbeiten reserviert

Damit bei einer Brandbekämpfung das Wasser nicht plötzlich ausgeht, hat die Aargauische Gebäudeversicherung (AGV), welche für das Einhalten des Feuerwehrgesetzes im ganzen Kanton zuständig ist, bereits Weisungen erlassen.

"Wenn ein Reservoir gefüllt ist, dann ist das letzte Drittel immer fürs Feuerlöschen vorgesehen. Sollte jetzt wirklich einmal eine totale Knappheit bestehen, dann muss dieses Drittel bestehen bleiben um eine Brandbekämpfung durchführen zu können», erklärt Fabian Engel das bestehende Feuerwehrgesetz. Darf die Bevölkerung in einem solchen Fall dann kein Hahnenwasser mehr trinken? Nein, relativiert Engel: «Im Kanton Aargau müssen wir nicht Angst haben, dass das Wasser so knapp wird, dass wir nicht mehr trinken dürfen.»

veröffentlicht: 15. August 2022 06:16
aktualisiert: 15. August 2022 06:20
Quelle: ArgoviaToday

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