Eine kurdische Familie aus dem Irak hat sich Mitte August geweigert, eine ihr zugewiesene Wohnung mit zwei Schlafzimmer in Birrhard zu beziehen. Der siebenköpfigen Familie, bestehend aus Vater, Mutter, zwei Söhnen und drei Töchtern, war die Wohnung schlicht zu klein und die ÖV-Verbindungen zu schlecht.
SVP-Vizeammann Gaudenz Lüchinger stellte das Verhalten der Familie infrage und fühlte sich von der Politik im Stich gelassen. SVP-Grossrat Christoph Riner sah darin ebenfalls einige Schwierigkeiten für ländliche Gemeinden und reichte dementsprechend eine Interpellation ein.
Quelle: ArgoviaToday / Michelle Brunner
Doch auch Nachbarin Anita Künzli, die seit 29 Jahren in der Liegenschaft wohnt, war nicht nur darüber schockiert, dass es sich bei ihren neuen Nachbarn um Geflüchtete handelt, sondern auch die Anzahl der Familienmitglieder irritierte sie. Daraufhin machte sie sich bei der Liegenschaftsverwalterin erfolgreich für eine Vertragsänderung stark, damit sie schon vor dem nächstmöglichen offiziellen Kündigungstermin am 31. März 2024 ausziehen könnte.
Eigentümerin kündigte der Gemeinde Wohnung
Wie Recherchen der AZ nun zeigen, wird nicht Anita Künzli, sondern die Familie aus dem Irak aus der Liegenschaft ausziehen. Die Liegenschaftsverwalterin hat der Gemeinde die Wohnung per 31. März 2024 gekündigt. Das bestätigt Vizeammann gegenüber der Zeitung. «Wir sind zurzeit daran, eine neue Wohnung zu suchen, aber es ist noch nichts spruchreif», sagt Lüchinger. Somit ist aktuell unklar, ob für die siebenköpfige Familie in Birrhard ein neues Zuhause gefunden wird oder ob erneut eine Kooperation mit Hausen eingegangen wird.
Viele Fragen bleiben unbeantwortet
Vor der Kündigung soll es laut Lüchinger eine Aussprache mit der Immobilienfirma gegeben haben, die darauffolgende schriftliche Kündigung sei jedoch ohne Begründung erfolgt. Eine Antwort auf die Frage, ob die Liegenschaftsverwaltung erst durch die Aargauer Zeitung von der hohen Belegschaft der 3,5-Zimmer-Wohnung erfahren habe, stehe noch aus.
Reklamationen aus der Gemeinde aufgrund der Familie soll es gemäss Lüchinger keine geben. Auch Nachbarin Anita Künzli findet lobende Worte. Sie spricht von einer netten und hoch anständigen Familie, welche ihr sogar feines kurdisches Essen vorbeibringen. Fast alle Familienmitglieder gehen derzeit in eine Schule oder besuchen einen Deutschkurs.