Lehrermangel

Weniger Lehrer-«Lehrlinge» an der Fachhochschule in Windisch

· Online seit 16.08.2022, 07:14 Uhr
Die Sommerferien in den meisten Kantonen sind durch, der Mangel an qualifiziertem Lehrpersonal ist das grosse Thema zum Schulstart. Die Pädagogische Hochschule in Brugg-Windisch verzeichnet nun auch weniger Neueintritte für den Lehrgang. Derweil schlägt eine Expertin Anreize für höhere Arbeitspensen vor, um die Mangellage zu bekämpfen.
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Im Kanton Aargau wollten im letzten Jahr weniger Personen Lehrer werden. Die Pädagogische Hochschule in Brugg-Windisch verzeichnete 930 Neueintritte. Das sind laut der «Aargauer Zeitung» 81 Neueintritte oder 8 Prozent weniger als im Vorjahr.

Angesichts des Mangels an Lehrpersonen sei die Interparlamentarische Kommission mit Vertretern der Kantone Aargau, Solothurn und der beiden Basel über den Einbruch der Neueintritte besorgt, heisst es in einem entsprechenden Bericht. Ob es sich um einen Trend oder einen einmaligen Rückgang handelt, wird nun analysiert.

Anreizsystem für Pensenerhöhung gefordert

Der Mangel an Lehrpersonen könnte sich also künftig akzentuieren. Den Kampf gegen zusammengelegte Klassen und Lehrpersonen ohne entsprechende Ausbildung könnte man aber bereits jetzt mit geeigneten Massnahmen aufnehmen. Die ETH-Professorin Ursula Renold schlägt zum Beispiel vor, mehr Anreize für Pensenerhöhungen zu schaffen. Die ehemalige Leiterin des Bundesamts für Berufsbildung und Technologie schlägt in den den «Tamedia»-Zeitungen vor: «Kurzfristig könnten Lohnanreize für höhere Pensen geschaffen werden – Personen mit Kleinstpensen erhielten weniger Lohn.» Im Gespräch mit «CH Media» präzisiert sie, sie wolle nicht den Lehrpersonen mit kleinen Pensen den Lohn kürzen, sondern denen mit hohen Pensen mehr bezahlen. Das sei eine ökonomische Theorie: Nicht bestrafen, sondern Anreize setzen. Diese Anreize für einen höhere Beschäftigungsgrad müssten verbunden werden mit Angeboten zur Verbesserung der familienexternen Betreuung, sagte Renold demnach weiter.

Über 70 Prozent arbeiten Teilzeit

Diese Forderung kommt nicht von ungefähr: Ein Bericht zuhanden des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz nenne als wichtigsten Grund für die Wahl eines Teilzeitpensums die Vereinbarkeit von Beruf und Familie – und das in einem Beruf, in dem die Frauen längst deutlich in der Überzahl seien, schreiben die «CH Media»-Zeitungen weiter.

Gemäss einer Statistik des Bundes arbeiten über 70 Prozent aller Lehrpersonen in einem Teilzeitpensum – verglichen mit andern Branchen überdurchschnittlich viele. Der Bildungsbericht 2018 der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung in Aarau rechnet vor, dass der Lehrermangel theoretisch mit einer 10-Prozent-Erhöhung aller Teilzeitpensen behoben wäre. Ein verpflichtendes Minimalpensum für alle Lehrpersonen wird aus verschiedenen Ecken der Bildungspolitik gefordert.

(lba)

veröffentlicht: 16. August 2022 07:14
aktualisiert: 16. August 2022 07:14
Quelle: ArgoviaToday

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