Ungeklärte Fragen

Wie gehen Schulen und Kantone mit den ukrainischen Flüchtlingskindern um?

· Online seit 11.03.2022, 17:45 Uhr
Es wird erwartet, dass in den nächsten Tagen viele Flüchtende aus der Ukraine im Mittelland ankommen werden. Wie aber gehen die Schulen mit den Flüchtlingskindern um? Haben sie genügend Kapazität für alle Kinder und wie lange bleiben diese überhaupt? Alle Fragen, die noch offen sind.
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Zunehmend werden im Aargau und in Solothurn Flüchtende mit schulpflichtigen Kindern eine Bleibe finden. Wie der Bund mitteilte, werden diese den Schutzstatus S bekommen. Damit werden zahlreiche Kinder aus dem Kriegsgebiet in der Region zur Schule gehen. Kathrin Scholl, oberste Aargauer Lehrerin, begrüsst die Einschulung der Flüchtlingskinder. Damit würden diese einen geregelten Tagesablauf haben und könnten mit Gleichaltrigen zusammen sein, erklärte sie gegenüber ArgoviaToday. Es sei jedoch noch unklar, ab wann die ukrainischen Kinder hier eingeschult werden.

Ebenso fragen sich viele, wie sich die Schulen darauf vorbereiten sollen. «Für uns wäre wichtig, die Rahmenbedingungen jetzt zu kennen», sagte Phillipp Grolimund, Co-Präsident des Aargauischen Schulleiterverbands, gegenüber der «Aargauer Zeitung». Aus diesem Grund habe der Schulleiterverband letzte Woche beim kantonalen Bildungsdepartement nach genaueren Erläuterungen verlangt. Die Antwort stehe jedoch noch aus.

Kathrin Scholl befürwortet gesamtschweizerische Regelung

Auf Anfrage von ArgoviaToday erklärte der Kanton Aargau, dass er mit der Erziehungsdirektorenkonferenz im Austausch stehe und der Unterricht von geflüchteten Kindern und Jugendlichen diskutiert werde. «Im Moment wird abgeklärt, wer ab wann zur Schule geht und welche Ressourcen dafür nötig sind. Auf diesen Bedarf hin werden Kanton und Gemeinden ihre Planung ausrichten», heisst es beim Kanton. In der Zwischenzeit gelte es im Einzelfall, schnelle und bestmögliche Lösungen zum Wohl der Kinder zu finden.

Auch der Aargauische Lehrerinnen- und Lehrerverband erwartet Unterstützung durch den Kanton. Denn für die Lehrpersonen und die Schulen stellen sich praktische Fragen. «Einfach mit gutem Willen können wir diese Krise nicht stemmen», so Kathrin Scholl. Die Lehrerinnen und Lehrer sind im Umgang mit traumatisierten, fremdsprachigen Kindern nicht geschult und brauchen Unterstützung. Scholl würde es aber befürworten, wenn es eine gesamtschweizerische Regelung geben würde und nicht jeder Kanton selbst die Verantwortung tragen muss.

Langjährige Erfahrung mit Migrantenkindern

Ein wenig anders wird die Situation im Kanton Solothurn beurteilt: Zwar sei man auch der Meinung, dass auf die Schulen und Lehrpersonen eine anspruchsvolle Aufgabe zukommen werde, aber: «Die Lehrpersonen sind auf solche Situationen vorbereitet, weil sie schon seit 30 Jahren immer wieder mit Migrantenkindern zu tun haben», so Elisabeth Ambühl-Christen, Abteilungsleiterin Qualitätssicherung beim Volksschulamt des Kantons Solothurn.

Bis anhin sind aber nach wie vor ganz viele Fragen offen: Wie viele Flüchtende werden ankommen? Wie werden diese integriert? Inwiefern ist die Schulsozialarbeit eingebunden? Und wer ist für Übersetzungen zuständig? Eigentlich müsste man laut der obersten Aargauer Lehrerin schon jetzt die nötige Infrastruktur aufbauen, um darauf vorbereitet zu sein. Wie es scheint, müssen die offenen Fragen aber erst noch geklärt werden. Wann der Kanton die nötigen Antworten liefert, ist noch offen und hängt nicht zuletzt von den Antworten des Bundes ab.

(red.)

veröffentlicht: 11. März 2022 17:45
aktualisiert: 11. März 2022 17:45
Quelle: ArgoviaToday

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