Tierfutter knapp

«Wir brauchen jetzt unbedingt Regen, damit wir Gras haben»

· Online seit 17.08.2022, 07:25 Uhr
Hitze und Trockenheit – die Schlagwörter dieses Sommers. Wochenlang hat es nicht richtig geregnet, auf Wiesen und Feldern gibt es zahlreiche braune Flecken. Auch an der Aargauer Landwirtschaft geht die Trockenperiode nicht spurlos vorbei. Das Tierfutter könnte knapp werden.
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Die guten Nachrichten vorweg: Für einige Landwirtschaftsprodukte war die Hitze gut. Obstbäuerinnen und Obstbauern freuen sich etwa über die lang anhaltende Wärme. Insbesondere bei den Zwetschgen, die in diesen Tagen geerntet werden, wird eine sehr gute Ernte erwartet. Auch qualitativ. Durch die vielen Sonnenstunden seien die Zwetschgen dieses Jahr besonders süss, erklärt Urs Baur, Landwirt in Egliswil, und Mitglied des Vorstands vom Bauernverband Aargau.

Viel Getreide, viel Hanf

Auch für andere Produkte war das Wetter in Ordnung. «Wir hatten im Gegensatz zu letztem Jahr, als es zu viel geregnet hat, dieses Jahr eine gute Getreideernte», sagt Urs Baur. Auch dem CBD-Hanf bekam das Wetter gut. «Geht es so weiter, gibt es eine super Ernte», sagt Andreas Hufschmid, Landwirt aus Nesselbach, der im Freiamt CBD-Hanf anbaut. «Das Wetter war für den Hanf sensationell», so Hufschmid. Viel Sonnenlicht und Wärme hätten einen positiven Einfluss auf die Qualität der Hanfpflanzen sowie auf die Menge der Pflanzen, die geerntet werden können.

«Ausserdem haben wir weniger Probleme mit Schimmel und mit Pilzkrankheiten, wenn weniger Feuchtigkeit in der Luft ist», so Hufschmid. Hanf brauche vor allem Wasser, wenn er frisch gesetzt wird. «Ist er mal richtig angewurzelt, hat er so tiefe Wurzeln, der holt sich das Wasser dann schon», erklärt Hufschmid.

Nicht genügend Tierfutter

Anders sieht es beim Gemüse aus. «Ohne Bewässerung würde es kein Schweizer Gemüse geben», stellt Urs Baur klar. Für Gemüse sei es definitiv zu trocken und zu warm.

Das grösste Problem liege aber im Moment beim Tierfutter. «Vor allem im Fricktal und im unteren Teil des Seetals verdorrt uns der Mais», sagt Urs Baur. Dadurch verliere er seine Nährstoffe. Auch Gras wächst im Moment nicht. Mais oder Gras werden, anders als etwa Gemüse, nicht bewässert. Sie brauchen so viel Wasser, dass sich das nicht lohnen würde. Einerseits aus finanziellen Gründen, aber auch, weil dieses Wasser dann als Trinkwasser fehlen würde. «Für Tierhalter, insbesondere Rindvieh- und Pferdehalter, ist das ein grosses Problem», so Urs Baur. Gehe das so weiter, kämen viele Betriebe in Schwierigkeiten. «Wir brauchen jetzt unbedingt Regen, damit wir Gras haben», so Urs Baur.

Und wenn der Regen nicht kommt? «Wir hoffen natürlich, dass wir irgendwoher noch Futter bekommen», sagt Urs Baur. Da es auch im Ausland im Moment nicht besser aussehe, käme aber auch der Import etwa von Heu nicht infrage. Verschärft wird die Situation zudem dadurch, dass viele Aargauer Landwirte Tiere auf der Alp haben. Doch auch dort fehlt wie in der ganzen Schweiz das Wasser. Müssen die Tiere wegen der Trockenheit nach Hause geholt werden, werde die Situation noch prekärer, sagt Baur.

Bleibt es weiterhin trocken, müsse man deshalb den Tierbestand reduzieren, sagt Urs Baur: «Die letzte Möglichkeit ist dann, die Tiere zu metzgen.» Schon jetzt müsse das in der Schweiz teilweise gemacht werden.

veröffentlicht: 17. August 2022 07:25
aktualisiert: 17. August 2022 07:25
Quelle: ArgoviaToday

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