Nach Millionen-Investition

Maskenabsatz von Aargauer Firma bricht ein – helfen nun Bund oder Kantone?

· Online seit 25.02.2022, 06:51 Uhr
Mitten in der Pandemie hat die Firma Wernli AG auf die Maskenknappheit reagiert und gross investiert. Innert kürzester Zeit konnte sie so Millionen Masken herstellen. Nun, da die Maskenpflicht weitestgehend gefallen ist, zieht der Verkaufschef ein Fazit.
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«Weit über 100 Millionen» – das antwortet Verkaufschef André Göttmann auf die Frage, wie viele medizinische Gesichtsmasken die Rothrister Firma Wernli bisher produziert und verkauft hat. Und das innert rund anderthalb Jahren. Das Unternehmen hat während der ersten Corona-Welle ein neues Geschäftsfeld eröffnet: Im Mai 2020 – die Schweiz hatte gerade den Lockdown beendet – fing die Firma an, Mitarbeitende einzustellen und Maschinen zur Produktion anzuschaffen, um die Schweiz mit Masken zu versorgen. Ab Herbst produzierte Wernli mit 350 mehrheitlich temporär angestellten Mitarbeitenden im Vierschicht-Betrieb bis zu 20 Millionen Masken monatlich. Die Nachfrage war schliesslich riesig: Maskenpflichten kamen in diversen Bereichen zur Anwendung, Reserven waren rasch aufgebraucht und der Bund musste bereits zuvor schon zu überrissenen Preisen Material kaufen, das sich später sogar als untauglich erwies. Auch Masken für Kinder, die etwas kleiner sind, stellte die Firma her.

Bedarf bricht ein – was nun?

Und nun? Nun haben Bund und Kantone die Maskenpflicht weitestgehend abgeschafft, der Bedarf dürfte rasant abnehmen. Nur in Spitälern, Heimen und im ÖV müssen vorerst weiterhin Masken getragen werden. Die Produktion für die Industrie, Schulen oder für Bund und Kantone ist deshalb bei der Rothrister Firma zurückgebunden. Darauf habe man reagiert und produziere momentan nur noch rund vier Millionen Masken im Monat, sagt André Göttmann. Viele der Temporärangestellten arbeiten nicht mehr für die Firma. Ab April sollen es noch rund 25 Mitarbeitende sein, die in der Maskenproduktion arbeiten.

Zurzeit seien mehrere Maschinen zwar stillgelegt, «zum Schrotthändler liefern wir sie aber nicht», sagt André Göttmann. Jetzt, da man viel in die Maskenproduktion investiert habe, wolle man die Produktion auch weiterführen.

Aufträge von Bund und Kantonen? Eher nicht

«Wir produzieren seit rund 90 Jahren Verbandsstoffe und unsere Kunden sind vor allem Spitäler und Heime», sagt André Göttmann. Dieser Absatzkanal, auch für die Masken, dürfte also nicht ganz wegfallen. Eine zusätzliche Option könnte sein, dass die Firma für die Pandemie-Vorbereitung weiterhin für Bund und Kantone tätig bleiben darf. Die Maske müsste in diesem Fall ein «versorgungsrelevantes Gut» werden. Wolle die Schweiz in einer nächsten Krisensituation nicht mehr so abhängig vom Ausland sein, könnte die Aargauer Firma Hand bieten. Dafür bräuchte es aber dauerhaft eine Grundauslastung der Produktion, die im Krisenfall hochgefahren werden könnte. Zum Beispiel muss die Firma den Rohmaterial-Lieferanten eine Jahres-Abnahmemenge garantieren. Diese müsste übers Jahr auch verarbeitet werden können. Ein entsprechendes Konzept hat die Firma dem Bund und der Kantonalen Gesundheitsdirektorenkonferenz auch vorgestellt. «Ich bin allerdings nicht sehr zuversichtlich, dass das zu Stande kommt», sagt Göttmann, obwohl die Antwort noch ausstehend sei. Schliesslich hat mit dem Einsatz von viel Geld die Maskenversorgung ja funktioniert, das ist sich auch André Göttmann bewusst. Die Evaluation der Krisenbewältigung steht aber noch bevor.

Fazit? Mehrheitlich positiv

Zwar hat die Firma Wernli keinen Reichtum anhäufen können, sagt Verkaufschef Göttmann. «Wir haben uns nicht ‹dumm und dämlich› verdient.» Man habe Millionen-Investitionen tätigen müssen, um die Produktion starten zu können. Die Maschinen seien teilweise noch nicht amortisiert. Ausserdem habe man jederzeit einen fairen Preis verlangt, im Gegensatz zu Firmen, die nicht selbst produziert, sondern nur wiederverkauft hätten. Zeitweise habe der Bund Masken aus China gekauft, die zehnmal mehr kosteten als noch vor der Pandemie: «Wir waren in dieser Phase halb so teuer wie Produkte aus China», so Göttmann.

Die Firma bereue den Schritt aber trotzdem nicht. So sagt André Göttmann: «Wir haben viel gelernt, die Zeit war spannend und herausfordernd.»

(cel/lba)

veröffentlicht: 25. Februar 2022 06:51
aktualisiert: 25. Februar 2022 06:51
Quelle: ArgoviaToday

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