Bezirksgericht Zofingen

Wegen Geldnot: Senior klaut 190'000 Franken aus Vereinskasse

Michelle Brunner, 9. März 2023, 18:58 Uhr
Ein 74-Jähriger ist Internetbetrügern zum Opfer gefallen. Um die Summe abzubezahlen, griff der Kassier der EDU Aargau in die Vereinskasse. Am Donnerstag musste er sich vor dem Bezirksgericht Zofingen verantworten.

Quelle: Tele M1

Anzeige

Seit 2010 war der Angeklagte im Amt des Kassiers der Eidgenössischen-Demokratischen Union Aargau (EDU) tätig und galt dort als vertrauenswürdiges Mitglied. Zu seinen Aufgaben als Kassier gehörte unter anderem, Spenden und Mitgliederbeiträge zu verbuchen sowie allfällige Rechnungen zu begleichen. Doch als der Senior in Geldnot geriet, nutze er seine Position aus und griff in die Vereinskasse. Innerhalb eines Jahres kam ein Deliktbetrag von rund 190'000 Franken zusammen. Am Donnerstag musste er sich deshalb wegen Veruntreuung und Urkundenfälschung vor dem Bezirksgericht Zofingen verantworten.

Wurde er selbst Opfer eines Verbrechens?

Wie sich während des Prozesses herausstellte, zapfte der Senior nicht ohne Grund die Vereinskasse an. Der Angeklagte wurde nämlich zuvor selbst Opfer eines Verbrechens. Gegenüber Tele M1 erzählt Dominik Brändli, Rechtsanwalt des Beschuldigten: «Mein Mandant bekam über das Internet Meldungen von Unbekannten, welche ihn mit Gewinnaussichten für private Anlagen köderten. Immer wieder haben sie einen Vorschuss verlangt.» So griff der Senior in die Vereinskasse der EDU, um die angeblichen Gebühren für seine privaten Geldanlagen zu bezahlen. Die Betrüger setzten ihn immer weiter unter Druck.

So kam es, dass der 74-Jährige immer wieder Geld von der EDU aufs Konto der Betrüger überwiesen hat. Der versprochene Gewinn ging jedoch nie auf dem Konto ein. Damit sein Plan nicht sofort auffliegt, fälschte der Angeklagte noch einen Kontoauszug.

Strenges Urteil für Senior

Mittlerweile ist der 74-Jährige von seinem Amt in der EDU als Kassier zurückgetreten. Weil der Senior geständig war, konnte der Prozess in einem abgekürzten Verfahren verhandelt werden. Das Bezirksgericht Zofingen verurteilt ihn zu einer bedingten Geldstrafe von 20 Monaten. Den finanziellen Schaden für die politische Partei hat er laut Brändli ebenfalls anerkannt: «Grundsätzlich bereut mein Klient sein Vergehen und er möchte das Geld zurückzahlen.» Weil der Beschuldigte schon zuvor 37'000 Franken auf das Konto der EDU zurückgezahlt hatte, schuldet er dem Verein noch rund 150'000 Franken. Über diesen grossen Batzen verfügt der Senior in Anbetracht der Situation laut Brändli momentan nicht.

Quelle: ArgoviaToday
veröffentlicht: 9. März 2023 18:58
aktualisiert: 9. März 2023 18:58