Quelle: Tele M1
Warum zanken sich die Gemeinden?
Das Gemeindegebiet von Murgenthal umfasst 1'862 Hektaren. Davon sind 2/3, also ganze 1'162 Hektaren Wald. Doch die Gemeinde Murgenthal ist nur in Besitz von 200 Hektaren Wald. Der restliche Waldanteil wurde um das Jahr 1800 herum, nach Abgang des bernischen Landvogtes auf der Festung Aarburg, auf andere Gemeinden verteilt.
Zwar liegt der Wald grösstenteils auf Murgenthaler Boden, gehört aber weitgehend anderen Gemeinden. Da stellt sich also die Frage der Fragen: Welche Gemeinde zahlt nun für den Unterhalt des Waldes? Die Gemeinde, auf deren Gebet der Wald liegt? Oder die Gemeinde, welche im Besitz des Waldes ist?
Steuererhöhung für Murgenthal?
Beauftragt für den Unterhalt des Waldes ist der Forstbetrieb Region Zofingen (FBRZ). Doch welche Gemeinde wie viel zu zahlen hat, darüber ist man sich nicht einig. Das Projekt «Gemeinwirtschaftliche Leistungen des Waldes» (GWL) schlägt eine Kostenverteilung für den Waldunterhalt zu 60 Prozent nach Einwohnerzahl und zu 40 Prozent nach der Waldfläche vor.
Damit ist die Gemeinde Murgenthal jedoch nicht einverstanden. Sie müsste dadurch die Kosten von rund 1000 Hektar Wald tragen. «Das finden wir nicht fair. Wenn uns doch nur 200 Hektaren gehören», sagt Gemeindeammann Max Schärer. Rechtliche Verpflichtungen beim Projekt GWL mitzumachen, gebe es nicht. «Dieses Projekt würde für uns Kosten von rund 65'000 Franken bedeuten. Das entspricht einer Steuererhöhung von einem Prozent», erklärt Schärer.
Die Bedenken von Murgenthal kann die Zofinger Stadtpräsidentin Christiane Guyer durchaus verstehen, aber als «unfair» erachtet sie den aktuellen Vorschlag nicht. «Der Kanton gibt sogenannte Strukturbeiträge, von denen strukturschwächere Gemeinden wie Murgenthal profitieren können.»
Druckmassnahmen durch Forstbetrieb
Murgenthal hat den Vorschlag nicht angenommen, mit Folgen: Denn nun wurden Bäume im Murgenthaler Gebiet vom Forstbetreib für die Rodung angezeichnet. Das ist eine Druckmassnahme, findet die Gemeinde Murgenthal. Dass man auf diese Art und Weise Druck ausübe, findet der Gemeindeammann sehr schlecht: «Unter dieser Druckmassnahme leidet primär nicht die Gemeinde, sondern andere».
Etwa die Hornussergesellschaft (HG) Balzenwil. Ihr droht durch die Abholzung des Waldflecks das Aus ihres Traditionsanlasses.
Die angezeichneten Bäume befinden sich nämlich auf dem Waldfestplatz im Saalwald. Dort, wo die HG Balzenwil normalerweise ihr jährliches Waldfest veranstaltet. Dass die HG Balzenwil ihres Festplatzes beraubt wird, «wurde per Zufall bemerkt», sagt Adrian Uhlmann, Sekretär der HG Balzenwil. «Es ist extrem bitter für uns. Das bedeutet, dass wir das Waldfest am Sonntag das letzte Mal machen können.» Aber die HG Balzenwil könne die Gemeinde Murgenthal verstehen. «Wir stehen hinter der Gemeinde, das ist ein teures Projekt.»
Murgenthal hofft, dass sich der Forstbetrieb die Fällung der Bäume nochmals überlegt. «Es kann nicht sein, dass dieser Konflikt auf dem Rücken anderer ausgetragen wird», sagt Schärer. Murgenthal sei bereit, nochmals das Gespräch mit Zofingen aufzunehmen.
Keine Durckmassnahme sondern Konsequenz
«Die Forstbetriebe erbringen Dienstleistungen für Erholung und Sicherheit zugunsten der Gesellschaft. Deswegen ist es wichtig, diese auch zu entschädigen», sagt Guyer. Dass der Forstbetrieb die Bäume markiert hat, sei keine Druckmassnahme.
Wenn man nicht bereit sei, die Dienstleistungen zu bezahlen, habe dies Konsequenzen. Im Falle des Waldplatzes Balzenwil könnte das nun bedeuten, dass die Unterhaltsarbeiten des Platzes gestoppt werden müssen und dieses Stück wieder für die Nutzung des Forstbetriebs zurückführen muss.
Die Gespräche mit den Gemeinden und über die Beteiligung von Murgenthal am Projekt seien immer noch in Gange und «wo ein Wille ist, ist auch ein Weg», sagt Guyer. Nach den Sommerferien möchte die Stadtpräsidentin nochmals mit allen Beteiligten sprechen und nach einer Lösung suchen.
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