Der starke Regen machte den Winzern im Sommer das Leben schwer – er wird sich auf die Ernte negativ auswirken. Beim biologischen Anbau seien die Ausfälle wegen des Mehltaus extrem, sagt der OK-Präsident des Winzerfests, Otto Zimmermann. «Er rechnet mit bis zu 90 Prozent Ertragsausfällen. Beim konventionellen Anbau dürften es zwischen 30 und 40 Prozent sein.»
Zimmermann ist selbst Winzer und kennt die Launen der Natur hinlänglich. Er lässt sich deswegen die eigene Laune nicht verderben. Dazu hat er – etwas salopp formuliert – auch gar keine Zeit. Neben seinem Betrieb kümmert er sich um die Durchführung des Winzerfests. Am Wochenende ist es wieder so weit: Döttingen wird zum Nabel der Weinliebhaber und Festhungrigen. Von Freitag bis Sonntag geht die 71. Austragung über die Bühne. Und im Unterschied zum regenreichen Sommer deuten die Prognosen auf sonniges Herbstwetter hin.
«Wir sind bestens vorbereitet», sagt Otto Zimmermann. Er muss es wissen. Der 65-Jährige ist seit über 20 Jahren in verschiedenen Funktionen an der Organisation des grössten Winzerfestes der Deutschschweiz beteiligt, das jeweils über 50’000 Besucherinnen und Besucher ins Weindorf im unteren Aaretal lockt.
Jahr für Jahr Grosseinsatz für Megaevent
Seit 2016 steht Zimmermann an der Spitze des Anlasses. Er lobt die Professionalität seines Teams. «Anders würde ein Fest in dieser Grösse Jahr für Jahr gar nicht auf die Beine gestellt werden können.» Hunderte von Stunden stünden die Freiwilligen jeweils für die Planung und die Umsetzung im Einsatz. «Bei uns ist eigentlich das ganze Jahr Winzerfest», sagt Otto Zimmermann und lacht. Bereits wenige Tage nach dem Megaevent beginnen jeweils die Vorbereitungen für die nächste Austragung.
Kern des Fests ist seit der ersten Durchführung im Oktober 1950 der Winzerumzug, der damals unter dem Motto «Wi-Abholet» stattfand. Seither hat sich der Anlass zu einem grossen dreitägigen Fest entwickelt, bei welchem nach wie vor der Umzug am Sonntag im Mittelpunkt steht. Obwohl das Winzerfest an seinem Ursprung festhält, ist Otto Zimmermann mit dem OK bestrebt, mit Neuerungen die Attraktivität zusätzlich zu steigern.
Beispielsweise im vergangenen Jahr, als man einen Weltrekordversuch für den Eintrag ins Guinness-Buch unternahm. Über 1800 Personen sollten aufgereiht mit einem Weinglas anstossen. Nach anfänglichem Jubel wurde die Aktion für ungültig erklärt. «Das war eine Enttäuschung», sagt Otto Zimmermann. Medial sei der Versuch aber ein voller Erfolg gewesen.
Nach verpasstem Weltrekord eine neue Attraktion
Auch dieses Jahr haben die Veranstalter wieder eine Attraktion ausgeheckt. Mittels QR-Code im Programmheft können die Zuschauerinnen und Zuschauer den originellsten der insgesamt 52 Wagen am Umzug wählen. «Zum ersten Mal wird danach auf der Hauptbühne ein Wanderpokal verliehen, der dem Gewinner-Sujet Ruhm und Ehre bringt», sagt Otto Zimmermann.
Für den Präsidenten wird der diesjährige Anlass der zweitletzte unter seiner Ägide sein. Zimmermann hat angekündigt, dass er im kommenden Jahr den Stab an einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin weitergeben wird. «Nach einer so langen Zeit schleicht sich Routine ein.» Das sei der Zeitpunkt, um neuen Kräften Platz zu machen.
Wer in die Fussstapfen von Zimmermann treten wird, ist momentan noch offen. «Alle können sich bewerben.» Zum Anforderungsprofil sagt er: «Die Person sollte mit der Wirtschaft gut vernetzt sein.» Und dem Small Talk nicht abgeneigt. Repräsentationspflichten werden für Zimmermann – mit einem Glas Wein in der Hand – eine der Kernaufgaben während der drei Tage sein.
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