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«Wir werden diskriminiert»: Rollstuhlfahrer aus Böttstein von Senioren-Ausflug ausgeschlossen

Böttstein

«Wir werden diskriminiert»: Rollstuhlfahrer von Senioren-Ausflug ausgeschlossen

· Online seit 29.08.2024, 09:19 Uhr
In der Aargauer Gemeinde Böttstein hat der Gemeinderat entschieden, dass Rollstuhlfahrer nicht am jährlichen Ü70-Ausflug teilnehmen dürfen. Das sorgt bei den Betroffenen für grosse Enttäuschung und Unverständnis.
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Der Ausflug führt die Seniorinnen und Senioren der Gemeinde Böttstein in diesem Jahr zu einer Schifffahrt auf dem Hallwilersee. Ein Highlight, auf das sich viele gefreut haben. So auch Marie-Luise Körner (74) und Paul Meier (74). Beide sind aber auf einen Rollstuhl angewiesen, erhielten daher eine Absage auf ihre Anmeldung zum beliebten Ausflug. «Weil wir ihnen zu teuer sind, lassen sie uns sitzen», klagen die beiden Nachbarn gegenüber dem «Blick».

Die Gemeinde Böttstein zeigt zwar Verständnis für die Enttäuschung. «Aber die Verantwortung für einen solchen Ausflug ist ohnehin schon gross – wir können sie nicht auch noch für die Menschen im Rollstuhl tragen», sagt Gemeinderätin Alexa Cester gegenüber dem Blick. Daher habe man vor einigen Jahren bereits den Entscheid getroffen, nur noch Senioren mitzunehmen, die selbstständig in einen Car ein- und aussteigen können.

Mehraufwand und Kosten oder nur Ausreden?

Es gebe zwar bei der lokalen Carfirma auch behindertengerechte Fahrzeuge, also mit Hebebühne, diese wären aber entsprechend teurer, erklärt Cester weiter. Hinzu kämen weitere Herausforderungen, wie etwa ein rollstuhlgängiges Restaurant zu finden und eben auch die Betreuung durch Fachpersonen während der Reise.

Cester erzählt dazu von einem Vorfall, der sich vor einigen Jahren ereignet hat. Damals war eine Frau im Rollstuhl dabei. «Wir Gemeinderäte mussten sie gemeinsam mit dem Buschauffeur in den Car tragen.» Als es der Frau dann schlecht ging, hätten sich zwei Spitex-Mitarbeitende, welche die Reise begleiteten, um sie gekümmert und so keine Zeit mehr für andere Teilnehmenden gehabt. Entsprechend habe die Spitex nach der Reise mitgeteilt, dass zwei Mitarbeitende bei dem Mehraufwand durch Rollsuhlfahrende zu wenig seien.

Vorwurf der Diskriminierung

Für Paul Meier, Präsident von ProCap Schweiz, einer Organisation für Menschen mit Handicap, sind das alles Ausreden. Er habe schon viele Ausflüge organisiert, und noch immer ein Restaurant gefunden. Das findet auch Marie-Luise Körner: «Wir werden diskriminiert.» Meier verweist zudem auf die Behindertenrechtskonvention, welche die Schweiz unterschrieben habe. Menschen mit einer Beeinträchtigung hätten dasselbe Recht, an der Gesellschaft teilzuhaben.

Gemeinde verweist auf andere Anlässe

Die Gemeinde Böttstein weist den Vorwurf der Diskriminierung allerdings entschieden zurück. Es gebe verschiedene Anlässe, erklärt Cester, die allen zugänglich seien: eine Veranstaltung im Kulturhaus, den Neujahrsapéro, die 1.-August-Feier. Für die Ü70-Ausflüge hält Cester fest: «Wir haben nun mal einen Rahmen und ein Budget.»

(Aargauer Zeitung/phh)

veröffentlicht: 29. August 2024 09:19
aktualisiert: 29. August 2024 09:19
Quelle: ArgoviaToday

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