Cyber Security

RFID-Blocker schützen deine Bankkarte im Hosensack – aber sind sie überhaupt notwendig?

18.12.2022, 07:44 Uhr
· Online seit 18.12.2022, 06:59 Uhr
RFID-Karten sollen verhindern, dass Drittpersonen unbemerkt persönliche Daten oder Geld von deiner Bankkarte stehlen. Diese Schutzmöglichkeit wird immer beliebter und gehört schon zu den Topsellern unter den Firmengeschenken. Doch kommen solche Fälle überhaupt vor? Wir haben nachgefragt.
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Der Dezember ist auch der Monat der Firmen- und Werbegeschenke. Zu den Klassikern gehören Weinflaschen oder Gadgets mit den jeweiligen Firmenlogos drauf, wie etwa Tassen, Kugelschreiber – und seit neustem sogenannte RFID-Blocker.

Dabei handelt es sich um Karten in Kreditkartenformat, die ins Portemonnaie gesteckt werden und verhindern sollen, dass durch die Kontaktlos-Bezahlfunktion von Bank- oder Kreditkarten unbemerkt persönliche Daten oder sogar Geld gestohlen werden.

Immer höhere Beiträge ohne Pin zahlbar

Philip Hunziker ist Geschäftsführer von Twing, einem Unternehmen, das unter anderem solche RFID-Blocker mit dem gewünschten Logo bedruckt. Er bestätigt: «RFID-Blocker-Karten sind zurzeit ein sehr beliebtes Werbegeschenk.» Sie würden bei Twing aktuell sogar zu den Topsellern gehören. Die Karten würden vor allem von Unternehmen als Geschenk gekauft, die mit dem Thema Sicherheit in Verbindung stehen, wie etwa Banken, Versicherungen, IT-Unternehmen im Bereich Cyber Security oder auch Behörden wie die Polizei.

«Da das Thema Skimming beziehungsweise Datenschutz immer wichtiger wird, erfreut sich das Produkt auch zunehmender Beliebtheit», erklärt sich Hunziker die Popularität der RFID-Blocker. Zudem sei es möglich, immer höhere Beträge kontaktlos zu bezahlen, ohne die Eingabe des Pins. «Das führt sicherlich auch dazu, dass das Thema relevanter wird.»

Auch für Gabriele Bornemann, Marketing Manager bei Terreactive, einer Firma für Computer- und Netzwerksicherheit, können RFID-Blocker sinnvoll sein: «RFID-Blocker haben durchaus ihre Berechtigung, sofern gutes Material verwendet wird und die Karten beispielsweise in einem RFID/NFC Labor seriös auf ihre Funktionalität getestet wurden.»

«Praktisch keine solchen Fälle bekannt»

Auf Anfrage erklärt die Berner Kantonalbank BEKB, dass man sich mit RFID-Blockern auseinandergesetzt habe. Der BEKB seien aber keine Fälle bekannt, «bei dem die Karte im Besitz der Kundin oder des Kunden blieb und unbemerkt betrügerische Abbuchungen gemacht wurden», erklärt BEKB-Mediensprecher Lauro Mombelli. «Weil die Bankkarten mit Contactless-Funktion sicher sind und Betrugsfälle bei unseren Kundinnen und Kunden bisher ausgeblieben sind, haben wir uns gegen RFID-Blocker entschieden.»

Vor einem Diebstahl der Karte sollte man sich aber in Acht nehmen. Laut BEKB sei es schon vorgekommen, dass mit gestohlenen Karten Contactless-Zahlungen durchgeführt worden sind.

Jolanda Egger, Mediensprecherin der Kantonspolizei Bern, spricht vor allem von der Möglichkeit, dass persönliche Daten von den Bankkarten gestohlen werden könnten. So könne allenfalls durch die Herstellung einer «Klon-Karte» bezahlt werden. «Es sind aber praktisch keine solche Fälle bekannt.»

Mit einer RFID-Karte kann man also eigentlich nicht viel falsch machen. Gemäss Bank und Polizei ist das Problem zwar noch nicht wirklich verbreitet, doch «nützts nüt, so schads nüt». Viel wichtiger hingegen ist, dass man die Kredit- oder Debitkarte nicht verliert. Durch kontaktloses Zahlen können die Missetäter so durchaus das Konto anzapfen.

veröffentlicht: 18. Dezember 2022 06:59
aktualisiert: 18. Dezember 2022 07:44
Quelle: BärnToday

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