Bundesrätlicher Tick

Albert Rösti ist Rekordhalter im Brille-Anfassen

· Online seit 28.04.2023, 21:30 Uhr
In seiner bisherigen Amtszeit als Bundesrat fällt Albert Rösti mit einer Marotte auf: Er fasst sich oft an die Brille. In der SVP-Fraktion kommt der Tick gut an. «Er sollte diese Angewohnheit auf keinen Fall ablegen», sagt Mauro Tuena.

Quelle: CH Media Video Unit / Silja Hänggi

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Die einen streichen sich eine nicht vorhandene Strähne hinters Ohr, die anderen räuspern sich oder sagen ständig «ähm»: Macken und Marotten hat fast jeder Mensch. Auch Bundesrat Albert Rösti ist davor nicht gefeit.

Während seiner inzwischen über 100 Tagen im Amt fällt bei ihm eine Geste besonders auf: Ob bei Auftritten auf der Bühne, in Interviews oder beim Händeschütteln mit der Bevölkerung – die Hand des Energieministers wandert jeweils mindestens einmal zur Brille. Meist umfasst seine linke Hand mit Zeigefinger, Mittelfinger und Daumen kurz den Rand seines linken Brillenglases. Mit der Geste rückt der SVP-Bundesrat regelmässig seine Brille zurecht, obwohl sie bereits perfekt auf der Nase sitzt.

Brille gibt auf Twitter zu reden

Der Tick des Bundesrats ist auch auf Twitter Thema. «Bundesrat Albert Rösti hält sich die Brille. Wohl zur besseren Übersicht», schrieb jemand kürzlich. Einen Monat vor Röstis Wahl in den Bundesrat witzelte ein User: «Wenn Albert Rösti dann Bundesrat ist, kann er sich endlich eine Brille leisten, die man nicht ständig mit beiden Händen festhalten muss.»

«Dieses geschleckte Getue graust mich schon fast»

Auch Nationalräten der SVP-Fraktion ist die Marotte ihres Vertreters aufgefallen. «Ich habe bei privaten Treffen mit Albert schon mehrmals bemerkt, dass er sich tatsächlich öfters an die Brille fasst», sagt SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel. Als Brillenträger könne er dies sehr gut nachvollziehen. Einen Nachteil sieht er in der Geste nicht – im Gegenteil. «Dieser kleine Tick macht Albert Rösti sympathisch.»

Büchel hat den Eindruck, dass manche Politikerinnen und Politiker vor lauter Auftrittsberatung unecht wirken. «Dieses geschleckte Getue graust mich schon fast. Ich schätze authentische Menschen im Parlament und in der Landesregierung – und nicht irgendwelche Marionetten.»

Bei sich selbst hat Büchel auch schon eine Marotte beobachtet. «Als ich einmal ein bisschen abgenommen hatte, zog ich eine Zeit lang immer mal wieder die Hose hoch, obwohl sie gar nicht zu locker sass.» Es gibt aber auch Marotten, ob denen er «die Wände hochgehen» könnte: «Zum Beispiel, wenn jemand während eines Gesprächs ständig provokativ mit dem Schreibzeug herumspielt.»

«Albert Rösti ist kein Roboter»

Gleicher Meinung ist sein Amtskollege Mauro Tuena. «Das ist keine Marotte, sondern eine Angewohnheit, die jemanden menschlich macht. Albert Rösti ist kein Roboter», sagt Tuena. Rösti wirke damit noch authentischer und volksnaher, als er sonst schon sei. «Er sollte diese Angewohnheit daher auf keinen Fall ablegen.»

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Soeben sei er im Zug gereist, sagt Tuena. «Mir sind also wirklich viele Passagiere aufgefallen, die sich an die Brille fassten.» Auch bei sich findet Tuena eine Marotte. «Ich finde, dass ich in Interviews relativ viel blinzle.» Deswegen gehe er aber nicht zu einem Coach. «Man sollte authentisch bleiben.»

Marotte kann zum Markenzeichen werden

Oliver Schroeder, Medientrainer bei der Mediencoach.ch GmbH, will den Brillen-Tick des Energieministers nicht kommentieren. Er gibt aus Trainerperspektive jedoch zwei grundsätzliche Statements ab. Nicht jede Marotte sei per se ein Drama, sagt Schroeder. «Wenn jemand eine Marotte hat, sollte die Person schauen, ob sie diese zum Markenzeichen machen kann.»

Auch macht Schroeder darauf aufmerksam, dass sich Ticks durch bestimmte Techniken abtrainieren liessen. Ein Beispiel dafür könnte die ehemalige Bundesrätin Doris Leuthard sein. «Sie riss die Augen in Interviews immer weit auf. Nach einiger Zeit verschwand dieser Tick aber plötzlich.» Er vermute, dass diese Angewohnheit gezielt abtrainiert worden sei.

Das Departement von Albert Rösti nahm zur Brillen-Marotte auf Anfrage keine Stellung. Auch wollte es nicht verraten, welches Brillenmodell er trägt.

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veröffentlicht: 28. April 2023 21:30
aktualisiert: 28. April 2023 21:30
Quelle: Today-Zentralredaktion

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