Die Befragung ergab 59 Prozent für die Baslerin Herzog und 54 Prozent für die Jurassierin Baume-Schneider. Die dritte Bewerberin, die Bernerin Evi Allemann, lag dagegen klar zurück.
Eine repräsentative Umfrage, die das Forschungsinstitut Sotomo im Auftrag des «SonntagsBlick» mit rund 12'000 Stimmberechtigten durchführte, ergab ausserdem, dass Baume-Schneider die SP-Kandidatin der Herzen und Herzog jene des Kopfes ist, wie Sotomo-Geschäftsführer Michael Hermann das Resultat kommentierte.
Die Umfrage zeigt auch: Im Volk und über alle politischen Lager hinweg ist die Baselstädterin Herzog die Favoritin.
Dreier-Ticket kam nicht infrage
Bei drei Wahlgängen innerhalb der SP-Bundeshausfraktion war es am Samstag zu einem regelrechten «Krimi» gekommen, wie Fraktionspräsident Roger Nordmann (VD) vor den Medien sagte. Im ersten Wahlgang habe das absolute Mehr 19 betragen bei 46 Stimmenden. Baume-Schneider erhielt 26 Stimmen, Allemann 25 und Herzog 24 Stimmen.
Im zweiten Wahlgang hätte Allemann 15, Herzog 24 und Baume-Schneider 22 Stimmen erhalten. Im dritten Wahlgang wurde Herzog mit 24 und Baume-Schneider mit 23 Voten gewählt. Auf Allemann fielen noch 14 Stimmen.
Ein Ordnungsantrag auf ein Dreier-Ticket sei zu Beginn der Fraktionssitzung klar abgelehnt worden, sagte Nordmann weiter.
Bürgerliche gegen Baume-Schneider
Die bürgerlichen Parteien haben sich gegenüber einer Wahl von Baume-Schneider bereits verschiedentlich skeptisch gezeigt. Der Grund: Die Jurassierin politisiert deutlich links der Parteimitte.
So gilt Eva Herzog nach wie vor als Kronfavoritin. Sie gehört dem liberalen Flügel der SP an und ist damit vor allem für die bürgerliche Mehrheit im National- und Ständerat eine valable Option. Als Vertreterin eines Stadtkantons und einer starken Wirtschaft bringt Herzog gute Argumente für ein Amt im Bundesrat mit.
FDP-Parteipräsident Thierry Burkart hatte in der Sonntagspresse eine Woche zuvor verlauten lassen, die Partei behalte sich vor, vom offiziellen Zweier-Ticket der SP abzuweichen, wenn Baume-Schneider auf dem SP-Frauen-Ticket für die Bundesratswahl stehen sollte.
Spitzenplatz bei Regierungsratswahlen
Herzog wurde 2001 in den Basler Grossen Rat gewählt, 2004 präsidierte sie die dortige SP-Fraktion, bis sie noch im selben Jahr den Sprung in den Basler Regierungsrat schaffte. Dort übernahm sie das gewichtige Finanzdepartement. 2008, 2012 und 2016 belegte sie mit jeweils wachsendem Vorsprung immer den Spitzenplatz bei den Regierungsratswahlen.
Die Erfolgsspur führte sie 2019 in den Ständerat. Einen Dämpfer in der steilen Karriere erlebte sie vor zwölf Jahren. Herzog landete im Rennen um die Nachfolge von SP-Bundesrat Moritz Leuenberger abgeschlagen auf den letzten Plätzen. Gewählt wurde Simonetta Sommaruga, um deren Nachfolge sie sich nun bewirbt.
Zweisprachigkeit und Brückenbau-Funktion
Auch Baume-Schneider verfügt über eine solide politische Erfahrung. So sass sie von 1995 bis 2002 im jurassischen Kantonsparlament, anschliessend leitete sie während drei Amtszeiten bis 2015 als Regierungsrätin das Departement für Bildung, Kultur und Sport.
2019 wurde Baume-Schneider in den Ständerat gewählt. Dort präsidiert sie die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie. Sie ist zweisprachig und sieht sich als Brückenbauerin zwischen den Landessprachen. Sie ist zudem Vizepräsidentin der SP Schweiz.
Bei der Bundesratswahl am 7. Dezember wird zuerst die Nachfolge für den abtretenden SVP-Bundesrat Maurer bestimmt, erst dann folgt die Ersatzwahl für Sommaruga.
(sda/sst)