Die Initiative von ehemaligen und aktiven Basler Lehr- und Fachpersonen fordert die Wiedereinführung von heilpädagogisch geführten Förderklassen innerhalb der Regelschule sowie den Ausbau von sonderpädagogischen Schulangeboten; gemeint sind private und staatliche Sonderschulen. Dafür soll eine eigenständige Leitung mit voller Führungskompetenz eingerichtet werden. Die FSS stellte am Donnerstag die von ihr mitunterstützten Initiative den Medien vor.
In der Fachsprache wird hier von «Kindern mit besonderem Bildungsbedarf» gesprochen. Die integrative Schule wurde vor etwa zehn Jahren in der Deutschschweiz eingeführt. Derzeit begleiten Heilpädagoginnen und Heilpädagogen auf allen Schulstufen einzelne Schülerinnen und Schüler oder Kleingruppen innerhalb und ausserhalb der Unterrichtszeiten. Kinder mit leichten Behinderungen, Verhaltensauffälligkeiten und Lernschwächen bleiben in der Regelklasse und erhalten von Heilpädagoginnen Unterstützung.
Die Initiative wolle keineswegs zurück zu den früheren «Kleinklassen», sagte FSS-Vizepräsidentin Marianne Schwegler. Und FSS-Präsident Jean-Michel Héritier präzisierte, die früheren Kleinklassen seien eine fixe Form gewesen, der von der Initiative geforderte separative Unterricht soll dagegen «durchlässiger» ausgerichtet sein.
Verhältnis heute suboptimal
Fachhochschulen und wissenschaftliche Studien preisen die integrative Schule. Auch Marianne Schwegler attestierte dem integrativen Unterricht Vorteile, solange das Verhältnis von problematischen Schülerinnen und Schüler zum Rest der Klasse stimme. Dies sei heute aber nicht Fall, sagte sie.
Gemäss der FSS wird «das System für alle Beteiligten zunehmend zum Problem». Schülerinnen und Schüler sowie Lehrpersonen seien «überfordert». Die FSS kommt zum Schluss: «Das aktuelle integrative Einheitsmodell hat sich zu wenig bewährt.»
Für eine integrative Schule müssen langfristige Beziehung zwischen Lehrerin und Schülern aufgebaut werden. «Das kann die Regelschule nicht leisten», sagte Schwegler weiter. Es gebe eine Kluft zwischen Theorie und Praxis. Zudem müssten die Lehrkräfte immer mehr gesellschaftliche Themen behandeln wie Familie, Ernährung und Umgang mit Medien. So komme es zur Überforderung aller Beteiligten.
In der Freiwilligen Schulsynode Basel-Stadt sind laut eigenen Angaben mehr als 3000 aktive Lehrpersonen und im Schulbereich tätige Angestellte organisiert.
Basel-Landschaft kennt separativen Unterricht
Immer wieder haben die Initianten und Initiantinnen auf das Baselbiet verwiesen, das diese angestrebte Schulform vergangenen Sommer bereits eingeführt hat. Auch im Kanton Basel-Landschaft gibt es grundsätzlich die integrativen Regelklassen mit Heilpädagoginnen. Dazu existiert das Angebot von Einführungsklassen für Kinder, die zwar schulpflichtig sind, aber noch nicht schulreif.
Im Unterschied zu Basel-Stadt bestehen im Baselbiet nebst den integrativen Regelklassen auch Kleinklassen für Schülerinnen und Schüler «mit Beeinträchtigungen im Lern- oder Leistungsvermögen» oder «in der sozialen und emotionalen Kompetenz».
Abgetrennt sind auch die Fremdsprache-Integrationsklassen für Schülerinnen und Schüler, die der deutschen Sprache noch zu wenig mächtig sind, um dem Regelunterricht zu folgen.
Der Vizepräsident des Lehrerinnen- und Lehrer-Vereins Baselland, Philipp Loretz sagt auf Anfrage: «Integrieren hat seine Grenzen. Wir begrüssen es deshalb, dass wir in Baselland die Möglichkeit des separativen Unterrichts haben.»
Separative Schulangebote nutzen im Baselbiet 5 Prozent der 15'952 Schülerinnen und Schüler: 401 Kinder sind in Kleinklassen und Fremdsprache-Integrationsklassen, 504 Kinder in Einführungsklassen (Stand Juli 2021).