Möchte ein Mann 90 statt 100 Prozent arbeiten, so erhält er 17 Prozent weniger Job-Angebote. Will eine Frau das Gleiche tun, so sinken ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt nur um zwei Prozent. Zu diesem Schluss kommt laut «NZZ am Sonntag» eine neue Studie der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich. Die Autorinnen und Autoren der Studie haben dazu 450'000 Job-Angebote auf einer Stellenplattform des Bundes ausgewertet.
Warum ist das so?
In vielen Unternehmen grassiert noch immer ein traditionelles Bild der Geschlechterrollen. Will eine Frau Teilzeit arbeiten, gehe man davon aus, sie müsse sich um die Familie kümmern und habe damit einen guten Grund, heisst es weiter. Teilzeit arbeitenden Männern werde dagegen häufig unterstellt, sie würden sich zu wenig im Job engagieren.
Die Unternehmen kultivierten noch immer die Stereotypen der Geschlechter. Wenn eine Frau Teilzeit arbeite, werde dies auf die familiäre Belastung zurückgeführt. Bei einem Mann dagegen werde unterstellt, dass er sich beruflich weniger engagieren wolle.
80 bis 100 % – aber lieber 100 %
Die Studie zeige, dass die Debatte um Gleichstellung am Arbeitsplatz auch für Männer wichtig sei, so Adrian Wüthrich, Präsident der Gewerkschaft Travail Suisse, gegenüber der «NZZ am Sonntag». Auch bei Stellen, die explizit mit Teilzeit-Option ausgeschrieben seien, werde von Männern ein höheres Pensum erwartet.
(red.)