Die Spaltung in der Bevölkerung wirkt sich auch auf die Beurteilung der Landesregierung aus, wie der 9. Corona-Monitor der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft SRG zeigt, der am Freitag veröffentlicht wurde.
Der Anteil mit grossem Vertrauen in den Bundesrat, was die Pandemie-Politik betrifft, ist ähnlich gross wie noch im Sommer. Zugenommen hat aber der Anteil, der ihm nicht vertraut: neu 33 Prozent nach 26 Prozent noch im Juli dieses Jahres. Dabei ist das Misstrauen grösser bei den Jüngeren, über 65-Jährige halten der Landesregierung weiterhin die Treue.
Noch immer ist weniger als ein Drittel der Bevölkerung der Ansicht, dass die zusätzlichen Entscheidungskompetenzen des Bundesrats aufgrund des Epidemiengesetzes zu weit ging oder geht. Dieser Anteil hat jedoch seit Juli 2021 um fünf Prozent zugenommen.
Knapp ein Fünftel ist der Ansicht, dass die Machtballung zwar nötig war, jedoch bald reduziert werden sollte. Etwas weniger als die Hälfte sieht die aktuellen Verhältnisse als die den Umständen entsprechend richtigen an.
Schlechte Noten für Ueli Maurer
Eine mehrheitliche Unzufriedenheit mit den politischen Behörden gibt es laut dem 9. Corona-Monitor genau in einem Punkt: 62 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass die Politik zu wenig tut für das Gesundheitswesen. Als weniger dringlich beurteilen die Befragten die Abfederung von Lohnausfällen und ähnlichem.
Immer schlechter schneiden die meisten Bundesratsmitglieder in der Benotung durch die Bevölkerung ab. Am meisten tauchte Finanzminister Ueli Maurer - der SVP-Bundesrat, der auch im Sommer schon eine ungenügende 3,8 erhalten hatte, kommt neu nur noch auf 3,3.
Am besten kommt weiterhin Gesundheitsminister Alain Berset weg, aber auch er hat sich verschlechtert: von 4,2 im Juli auf jetzt 4,1. Bundespräsident Guy Parmelin verharrt stabil bei einer ungenügenden 3,7. Schlusslicht bleibt Aussenminister Ignazio Cassis mit 3,1 (3,0 im Juli); über den Tessiner hatte mit 33 Prozent auch die grösste Gruppe keine Meinung.
Mehrheit sieht indirekten Impfzwang
Eine klare Mehrheit der Befragten sieht in im Covid-19-Zertifikat einen indirekten Impfzwang. Seit Juli ist der Anteil, der das so sieht von 69 auf 79 Prozent gestiegen. Gestiegen ist auch der Anteil jener, die diesen indirekten Impfzwang positiv bewerten, nämlich von 26 auf 38 Prozent.
Die Zertifikatspflicht wird von der Schweizer Bevölkerung in jenen Bereichen unterstützt, in denen sie heute gilt. Mit rund 70 Prozent Zustimmung ist die Covid-Zertifikatspflicht bei der Einreise und sowie bei Flugreisen am breitesten abgestützt. Im Gastrobereich sind 61 Prozent klar oder eher für eine Pflicht.
Auch eine Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr, in Einkaufsläden und an Veranstaltungen wird weiterhin von einer Mehrheit begrüsst. Nur noch eine Minderheit von 45 Prozent ist hingegen für eine Maskenpflicht im Büro. Und auch eine Mehrheit von 59 Prozent ist klar bis eher dafür, dass ein Covid-Zertifikat durch einen Test etwas kosten soll.
Keine Mehrheit findet sich dagegen für die Reduktion der geltenden 3G-Regel (geimpft, getestet, genesen) auf eine 2G-Regel (geimpft und genesen) im Fall einer drohenden Überlastung des Gesundheitswesens. 45 Prozent sind klar oder eher dafür.
Stabiler Anteil gegen Impfung
Einer Covid-19-Impfung ablehnend gegenüber steht offenbar ein stabiler Teil der Bevölkerung. Denn nur rund 6 Prozent beziehungsweise rund ein Viertel der Ungeimpften zieht eine Impfung überhaupt noch in Betracht - fast die Hälfte von ihnen, weil der Alltag ohne Impf-Zertifikat zu mühsam sein könnte.
Die SRG-Umfrage zeigt weiter, dass die Impfquote der ausländischen oder eingebürgerten Personen aus Nordamerika oder Nordeuropa grösser ist als die der Schweizerinnen und Schweizer seit Geburt. Am tiefsten ist die Impfquote jedoch bei Personen aus Südosteuropa. Allerdings ist die Impfquote der SVP-Basis noch tiefer.
Gross ist das Interesse an einer dritten Corona-Impfung, einer sogenannten Booster-Impfung: 48 Prozent der Bevölkerung sind klar an einer solchen Auffrischungsimpfung interessiert. Weitere 22 Prozent sind eher dafür. Dazu gehören auch viele jünger Menschen.
Die Datenerhebung zur Befragung des SRG-Corona-Monitors durch die Forschungsstelle Sotomo fand zwischen dem 20. und dem 25. Oktober 2021 statt. Befragt wurde die sprachlich integrierte Wohnbevölkerung der Schweiz ab 15 Jahren. Nach der Bereinigung und Kontrolle der Daten konnten die Angaben von 59’402 Personen für die Auswertung verwendet werden (Deutschschweiz: 42‘493, Romandie: 15‘038, italienische Schweiz: 1871).