Noch schlechter schnitt der Schnelltest bei symptomfrei Infizierten ab: Er erkannte nur 44 Prozent der PCR-positiven Personen. Die im Fachmagazin "International Journal of Infectious Diseases" veröffentlichten Resultate weichen demnach erheblich von den Herstellerangaben ab, wie das Inselspital und die Universität Bern am Donnerstag mitteilten.
Das Berner Forschungsteam ermittelte erstmals die diagnostische Genauigkeit des Antigen-Schnelltests von Roche im klinischen Umfeld, indem sie die von speziell geschulten Fachleuten entnommenen Proben parallel mit beiden Testverfahren auswerteten.
Falsche Sicherheit
In der Stichprobe von 1465 Tests ergab der PCR-Test demnach, dass 141 Personen (9,6 Prozent) mit dem Coronavirus infiziert waren, der Schnelltest erkannte 95 Infektionen (6,4 Prozent). In der Praxis sei davon auszugehen, dass namentlich bei der Probeentnahme eher noch schlechtere Werte erzielt würden, hiess es in der Mitteilung.
Die Diagnostikerin und Mitautorin Franziska Suter-Riniker von der Uni Bern fügte an, dass Antigen-Tests bei hoher Viruslast besser funktionieren würden als bei tiefer Viruslast. Somit würden auch die hoch infektiösen Personen eher positiv getestet.
Die Berner Institutionen schreiben, dass derzeit geschätzt 130’000 Schnelltests pro Woche in der Schweiz durchgeführt würden. Bei etwa 18 Prozent positiven Resultaten würden demnach 23’400 korrekt als positiv identifiziert, aber 12’400 Infizierte verpasst. Diese wiegen sich in falscher Sicherheit. «Potentiell besteht somit das Risiko, dass Antigentests die Pandemie verstärken anstatt sie zu bremsen», sagte Studienleiter Michael Nagler vom Inselspital. «Die heute zur Verfügung stehenden Antigen-Schnelltests sollten daher nur mit Vorbehalt im Rahmen der Covid-19-Massnahmen eingesetzt werden», gab er zu bedenken.