Immer online

Daran erkennst du, ob du internetsüchtig bist

07.05.2022, 10:06 Uhr
· Online seit 05.05.2022, 08:24 Uhr
Am Dienstagabend kam es zu Störungen im Swisscom-Netz. Eine halbe Stunde ohne Zugang zum Internet zu verbringen, fällt vielen offensichtlich schwer. Ein Experte erklärt: Besonders junge Menschen sind häufig von einer Internetsucht betroffen.
Anzeige

Fernsehen, im W-Lan oder im mobilen Netz surfen, am Dienstagabend waren diese Service der  Swisscom von einer Störung betroffen.

Auf den sozialen Medien und der Störungsüberwachungsseite allestörungen.ch zeigten sich Kundinnen und Kunden wenig amüsiert über den Ausfall. Doch wieso fällt es uns so schwer, eine halbe Stunde ohne Internet auszukommen? Sind wir gar süchtig nach dem Internet?

Gemäss den Daten der Schweizerischen Gesundheitsbefragung 2017 sind 3,8 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren, umgerechnet also rund 270'000 Personen, von einer problematischen Internetnutzung betroffen. Die jüngste erfasste Kategorie (15-24 Jahre) ist mit 11,2 Prozent die am stärksten betroffene Altersgruppe.

Als problematisch gilt der Konsum gemäss dem BAG, wenn sich der Lebensmittelpunkt vom realen hin zum virtuellen Leben verschiebt und für alltägliche Aktivitäten plötzlich keine Zeit mehr bleibt. Bei einer problematischen Internetnutzung leiden zudem Beziehungen, die Arbeitsleistungen nehmen ab und es besteht das Risiko einer Verschuldung. Zudem werde auch die Gesundheit beeinträchtigt.

«Bester Freund und grösster Feind»

Daniel Süss, Leiter des Psychologischen Instituts an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, hat sich intensiv mit der Smartphone-Nutzung von Jugendlichen auseinandergesetzt. Wie er auf Anfrage der Redaktion verrät, bezeichnen die Jugendlichen selbst das Smartphone oft als «besten Freund und grössten Feind» zugleich.

Um zu verhindern, dass man selbst in eine Internet-Abhängigkeit gerate, empfiehlt Süss den Jugendlichen, ihren Medienalltag immer wieder zu reflektieren und sich selbst zu fragen, welche Apps oder Nutzungsformen zum Wohlbefinden beitragen und wo es negative Erfahrungen gibt. Und: Auch mal aufs Handy verzichten zu können, wenn man Ruhe und Fokussierung braucht, so Süss weiter.

Warnzeichen nicht ignorieren

Wie aber erkennt man, dass der eigene Internetkonsum problematisch ist? Süss nennt als Warnzeichen alle Formen von Kontrollverlust. Wenn man also nicht mehr frei wählen kann, ob man online oder offline sein will, ständig Angst hat, online etwas zu verpassen oder Dinge zu vernachlässigen beginnt, die einem früher wichtig waren, sollte man sich Gedanken zum eigenen Verhalten machen.

Teil des Alltags

Was aber, wenn man zu der Gruppe Menschen gehört, die sie sich am Dienstag selbst über den Netzausfall und damit die halbe Stunde ohne Internet aufgeregt haben? In dem Fall gibt Süss Entwarnung: «Das allein ist noch kein Warnzeichen. Wir benötigen das Smartphone ja oft zur Alltagsorganisation, da kann man sich schon aufregen, wenn das plötzlich nicht mehr möglich ist. Es ist sicher gut, wenn man immer mal wieder ausprobiert, wie man zurechtkommt, wenn man mal ohne Smartphone unterwegs ist.»

veröffentlicht: 5. Mai 2022 08:24
aktualisiert: 7. Mai 2022 10:06
Quelle: ZüriToday

Anzeige
Anzeige
argoviatoday@chmedia.ch