Berg-Begriffe

Das sind die Unterschiede zwischen Bergsturz, Hangrutsch und Steinschlag

· Online seit 16.05.2023, 12:00 Uhr
Sind Hänge in Bewegung, spricht man manchmal von einem Hangrutsch, manchmal von einem Felssturz und manchmal ist es noch etwas anderes. So grenzen sich die Begriffe dieser Naturgefahren voneinander ab.

Quelle: FM1Today/Leo Butie/Elija Eberle

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Einwohnerinnen und Einwohner von Brienz haben das Bündner Bergdorf wegen drohendem Bergsturz verlassen. Die Gefahrenstufe könnte bald von «Rot» auf «Blau» erhöht werden. Dann handelt es sich um die höchste Gefahrenstufe vor dem Abbruch des Berges. Doch worin unterscheidet sich ein Bergsturz von ähnlichen Begriffen wie der Hangrutsch? Die Erklärungen von der kleinsten Hangbewegung zur grössten.

Murgang

Der Murgang ist ein Gemisch von Wasser mit festem Material – wie Gestein und Holz. Der Murgang kann hohe Geschwindigkeiten erreichen und kilometerweit vorstossen. Murgänge werden vor allem durch Starkregen und schmelzenden Schnee ausgelöst.

Murgänge zerstören Gebäude, Stromleitungen und alles, worauf sie auf ihrem Weg stossen. Die Kombination aus grossen Felsblöcken und der hohen Geschwindigkeit sorgt dafür, dass Murgänge zu den drei Ereignissen mit den höchsten Schadenszahlen in der Schweiz gehören. Für Menschen sind sie besonders gefährlich, da es kaum Möglichkeiten zur Vorwarnung gibt. Zwischen Auslösung und Erreichen eines kritischen Punktes vergehen oft nur Minuten.

Steinschlag

Bei einzelnen Steinen mit einem Durchmesser von weniger als 50 Zentimetern spricht man von Steinschlag.

Für einen Steinschlag genügt schon der unbedachte Schritt einer einzelnen Person. Auch Tiere können Steinschläge auslösen – etwa, wenn sie ein Geröllfeld queren. Wurzeln brechen Gestein auf, bei starkem Wind funktionieren Bäume wie Hebel. Verwitterung, Gewitter und Erdbeben sind weitere Faktoren. Wasser, das in Felsspalten eindringt und dort gefriert, sprengt immer wieder Gestein ab.

Hangrutsch

Wenn festes Material wie Fels und Gestein auf einer festen Unterlage ins Tal gleitet, heisst das Hangrutsch (oder Erdrutsch). Das kann ein Prozess über Jahrhunderte sein, kann aber auch spontan und schnell ablaufen. Starkregen und schmelzender Schnee in Kombination mit viel Wasser im Boden kann zu einem Hangrutsch führen. Auch das Gewicht von Bauwerken kann der Auslöser sein.

Manche Hänge bewegen sich mit wenigen Milli- oder Zentimetern pro Jahr, selten auch mehr. Spontane Abgänge erreichen jedoch Geschwindigkeiten von mehreren Metern pro Sekunde. Sie können Lebewesen gefährlich werden. Auf ihrem Weg ins Tal nehmen die Hänge alles mit, was sich auf ihnen befindet. So entstehen über die Jahre Risse in Gebäuden und Strassen. Wasser, das in Felsspalten eindringt und dort gefriert, sprengt immer wieder Gestein ab.

Felssturz

Stürzen Gestein und Felsen mit einem Gesamtvolumen von mindestens 100 Kubikmetern ins Tal, so handelt es sich um einen Felssturz. 100 Kubikmeter entsprechen im Durchschnitt dem Fassungsvermögen von 500 bis 600 Badewannen.

Die Auslöser für Felsstürze sind dieselben wie beim Hangrutsch. Im Hochgebirge kann auftauender Permafrost zudem bewirken, dass der Fels mehr Wasser durchlässt als zuvor. Kurzfristig wird das Gestein dadurch anfälliger auf Fels- und Bergstürze.

Bergsturz

Ab einer Million Kubikmeter Gestein wird aus dem Felssturz ein Bergsturz. Das entspricht dem Volumen von 1000 bis 2000 Einfamilienhäusern.

Im Freien kann schon ein kleiner Stein grosse Verletzungen auslösen – wenn er schnell genug ist und an der falschen Stelle aufkommt. Gebäude schützen Menschen vor Steinschlag. Fels- und Bergstürze haben häufig eine zerstörerische Wirkung und richten erhebliche Schäden an.

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veröffentlicht: 16. Mai 2023 12:00
aktualisiert: 16. Mai 2023 12:00
Quelle: Today-Zentralredaktion

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