WEF 2023

Davoser protestieren trotz Morddrohungen

11.01.2023, 19:15 Uhr
· Online seit 11.01.2023, 18:40 Uhr
Wer das lukrative WEF kritisiert, macht sich in Davos nicht nur beliebt. Gleichwohl lassen sich Einheimische immer wieder Protestaktionen einfallen. Kreativer Höhepunkt war 2020 vor Trumps Besuch. Auch heuer gibts Kritik, sogar vom Bergbahnen-Chef.

Quelle: Bundeshaus-Redaktion

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«Ich bin verärgert», sagt Vidal Schertenleib, CEO der Bergbahnen, im Tages-Anzeiger. Hintergrund: Das WEF findet dieses Jahr eine Woche früher statt als gewohnt. Damit fielen die aufwendigen Vorbereitungen in die Neujahrswoche und behinderten entsprechend viele Touristen. Schertenleib droht an, er werde eine solche Woche nicht noch einmal akzeptieren. Doch er weiss wie alle anderen in Davos: Das WEF ist ein Geldsegen sondergleichen. Laut Studien spült das WEF der Wirtschaft und der öffentlichen Hand jährlich rund 100 Millionen Franken in die Kasse.

Angst vor Repressionen

Das hat zur Folge, dass sich längst nicht alle Einheimischen getrauen, öffentlich Kritik zu üben. Es habe in Davos schon Morddrohungen gegen Kritiker gegeben, berichten Insider gegenüber TeleZüri. In einem Beitrag vom Januar 2020 ist eine Anti-WEF-Bloggerin zu sehen, die sich nur anonym äussert aus Angst vor Repressionen. Damals, vor dem Besuch von US-Präsident Donald Trump, waren die Einheimischen besonders kreativ in ihren Protestaktionen.

Kritische «Begrüssung» für WEF-Gäste

Unerschrocken zeigte sich Schneeforscher Jürg Trachsel: Er schaufelte ein Diagramm auf den Davosersee, das die Verteilung des Reichtums darstellt. Gedacht war dies als «Begrüssung» für die Herrschaften, welche mit dem Helikopter in die Alpenstadt fliegen. Um die Kapitalismuskritik wahrhaftig zu vollenden, vermietet Trachsel seine Wohnung den WEF-Gästen jeweils zu den üblich horrenden Preisen, nur um die Einnahmen danach zu spenden - Umverteilung im Kleinen. Alles dazu siehst du Video oben.

Demos gegen WEF angesagt

Traditionsgemäss haben die Jungsozialisten auch dieses Jahr zu einer Demonstration aufgerufen. Am Sonntagnachmittag, zu Beginn des WEF, werden sie auf dem Davoser Postplatz die roten Fahnen schwingen. Das Kollektiv "Strike WEF" hat eine Wanderung von Landquart nach Davos angekündigt. Die Proteste gegen das Weltwirtschaftsforum gehen heutzutage vergleichsweise gesittet vonstatten. In früheren Jahren kam es in Davos mehrfach zu wüsten Ausschreitungen. Die Kritiker sind zwar leiser geworden, aber nicht weniger.

veröffentlicht: 11. Januar 2023 18:40
aktualisiert: 11. Januar 2023 19:15
Quelle: Bundeshaus-Redaktion

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