Abstimmungs-Nein

Der AargauSüd will die «Ehe für alle» nicht

· Online seit 27.09.2021, 05:58 Uhr
Wir schreiben den 26. September 2021. Der ganze Aargau spricht sich für die «Ehe für alle» aus. Der ganze Aargau? Nein! Neun Gemeinden stellen sich dagegen. ArgoviaToday hat nachgefragt, wieso.
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Es war fast ein Erfolg auf ganzer Linie für die Initianten der «Ehe für alle». Alle Kantone sprechen sich für die Gesetzesänderung zugunsten homosexueller Paare aus. Auch der Kanton Aargau stimmt deutlich «Ja» – was einen Grossteil der Gemeinden widerspiegelt. Doch es gibt auch Gemeinden, die der «Ehe für alle» nur knapp zustimmten, oder eben gar nicht. Auffällig: Alle Gemeinden, die ein «Nein» in die Urne gelegt haben, liegen im AargauSüd.

Not «right now, Reitnau»

Am vehementesten gegen die «Ehe für alle» sprach sich Reitnau mit 58,7%-«Nein»-Stimmen aus. ArgoviaToday hat telefonisch beim Vize-Gemeindeammann Peter Hochuli nachgefragt, warum das wohl so sei. «Reitnau ist halt schon noch ein eher konservativer Ort. Ich glaube nicht, dass man hier per se etwas gegen die «Ehe für alle» hat. Es war einfach ein bisschen viel aufs Mal», so seine Erklärung. Damit meint er, dass es wohl eher die Samenspende für lesbische Paare gewesen sei, an welcher sich die Reitnauerinnen und Reitnauer gestört hätten.

Kein «Go» aus Gontenschwil

Ähnlich erklärt sich auch Frau Gemeindeammann Renate Gautschy aus Gontenschwil das Wahlergebnis (55,96%-«Nein»-Stimmen) ihrer Gemeinde. «In der Region Ruedertal, Wynental, Suhrental sind wir noch geprägt von einer christlichen Grundhaltung», sagt die frisch wiedergewählte Frau Gemeindeammann am Telefon mit ArgoviaToday. «Die «Ehe für alle» ist aber kein Problem, oder jedenfalls weniger ein Problem. Mit der Zeit wurde aber der Hintergrund immer klarer, dass es auch um die Samenspende geht und das hat zu dieser ablehnenden Haltung geführt.» Auf die Frage, ob ein homosexuelles Paar in Gontenschwil denn auch mit dieser Ablehnung rechnen müsse, folgt ein Nein mit Nachdruck: «Absolut nicht. Auch, wenn man das Gesetz ablehnt, heisst das nicht, dass man mit den Homosexuellen nicht hochanständig und wohlwollend umgeht.» Und noch zugespitzter gefragt: Wie stünde es um die Kinder eines homosexuellen Paars? Müsste man sich sorgen, diese in Gontenschwil zur Schule zu schicken? «Im ersten Moment möchte man vielleicht wissen, wie das funktioniert mit zwei Frauen oder zwei Männern als Eltern. Aber es kommt ja auf die Persönlichkeit an. Ich denke nicht, dass es irgendwelche Probleme geben würde», so Gautschy. Man sei in Gontenschwil nun auch nicht enttäuscht über das Ergebnis des Wahlsonntags. Wenn man demokratisch miteinander lebe, gelte schliesslich das Abstimmungsergebnis.

Wiliberg will nicht

Und auch die kleinste Aargauer Gemeinde Wiliberg sagte mit 56 zu 40 Stimmen klar «Nein». Das freut SVP-Nationalrat und Wiliberger Thomas Burgherr. Man lebe noch in einer Region, in welcher die Kirche viel Einfluss habe und man christliche Werte schätze, sagt er im Interview mit Tele M1. Doch auch hier sei nicht die Eheschliessung das Problem gewesen. Die Toleranzgrenze scheint im AargauSüd einfach erreicht, wenn es um die Möglichkeit des Kinderkriegens bei homosexuellen Paaren geht. Die weiteren Gemeinden, die kein «Ja» in die Urne legten, waren Uerkheim (49% Ja, 51% Nein), Schlossrued (46,1 % Ja, 53,9% Nein), Schmiedrued (49,7% Ja, 50,3% Nein), Zetzwil (45,2% Ja, 54,8% Nein), Leutwil (44% Ja, 56% Nein) und Dürrenäsch (43% Ja, 57% Nein). Ganz knapp «Ja» sagte der grösste Ort im AargauSüd, Reinach, mit 50,5% Ja zu 49,5% Nein.

veröffentlicht: 27. September 2021 05:58
aktualisiert: 27. September 2021 05:58
Quelle: ArgoviaToday

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